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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 102

1908 - Essen : Baedeker
— 102 — Wagenspuren zu vermeiden, die meist bald auf den Hauptweg zurückkommen. Neue Wege zeigen zwei Fahrrinnen, zwischen denen noch Grasbüschel und Büsche stehen, ältere Wege haben keinen Pflanzenwuchs mehr, und ganz alte haben ausgefahrene und durch Regengüsse oft zu tiefen Gräben umgewandelte Stellen und sind vielfach ganz aufgelockert. Wer auf solche Dinge sorgsam vom ersten Tage an achtet, wird die Wege bald beurteilen lernen. Sodann sollte der Reisende die großen Flußläufe kennen und wissen, ob er sich im Quellgebiet des Swakop- oder etwa des Khan- oder des Omarnrn- flnfses befindet. Schließlich ist es von außerordentlichem Werte für ihn, wenn er sich die Kunst des Spnrenlesens zu eigen macht. Er muß gelernt haben, die Fußspuren seiner Leute und die der einzelnen Volksstämme, der großen Herero, der zierlichen Hottentotten, der gedrungenen Bergdamara von einander zu unterscheiden und feststellen können, ob es Männer- oder Franenspureu sind, die vor ihm auftauchen. Will man die Fährten der Tiere beurteilen, so ist bei Pferdespuren zu beachten, ob die Tiere beschlagen waren, ob vorn, ob hinten, ob sie im Schritt, im Trab oder im Galopp gegangen sind, ob sie rüstig oder müde waren. Beim Rindvieh, ob es Ochsen oder Kühe oder junge Tiere wareu, ob sie geweidet haben oder vorbeigetrieben worden sind. Bei allen Spuren ist es von entscheidender Wichtigkeit, ihr Alter zu kennen. Junge Spuren sehen frisch aus. Wenn man sich etwas entfernt aufstellt und einen langen Blick über den Boden wirft, sieht man, daß diese Spuren heller als ihre Umgebung sind und einen hellen Schimmer haben. Bei ganz frischen Spuren fällt oft der Sand an den Rändern noch ab; er ist krümlig. Alte Spuren haben diesen Unterschied wenig oder gar nicht, ihr Rand ist bereits abgerundet; Würmer und allerlei Tiere sind darüber gekrochen. Spuren, welche im Regen oder gleich nach einem Regen getreten sind, halten sich ziemlich lange frisch. Dasselbe gilt für den Tau. Es ist einer Fährte am Tage anzusehen, ob sie noch während des Taues entstanden ist; die Gräser sind dann niedergebeugt und haben Sand angenommen. Wasserstellen liegen meistens dicht an Bergen oder in Flußbetten, oft im Gebüsch, im Hererolaude im Umkreise von etwa 1 bis 2 km umgeben von Kalkklippen. Sie sind häufig mit reichlichem Baumwuchs bestanden; besonders kennzeichnend sind der sogenannte Ölbaum und die kleinen Orusso- büsche der Herero. Die Gräser siud frischer, lebhafter und auch zur Trocken- zeit noch grün; meist finden sich Binsen und eine bestimmte Sorte von grünrotem Gras. Vielfach führen Pferde-, Vieh- und Menschen-, besonders Frauen- und Kinderspuren, zum Wasser. Wildfährten trügen oft, weil das Wild manchmal tagelang nicht zum Waffer kommt. Im Sandfelde sind Wasserstellen daran zu erkennen, daß viele Flugvögel, besonders Tauben und Staare, in der Nähe sind, während Perlhühner, die überall in großen Mengen zu finden sind, den landfremden Mann leicht täuschen, weil sie offenes Waffer nicht nötig haben. Große Aufmerksamkeit erfordert es, besonders im Hererolande, wenn ein Reisender aus den Pfaden, welche das Rindvieh getreten hat, die Lage einer Wasserstelle ermitteln will, weil er dann leicht auf eine alte verlassene Werft, anstatt zum Wasser gerät. Die verlassene Werst wird daran erkannt, daß lauter Baumstümpfe, auch wohl alte Bäume darauf stehen, und uugenieß- bare, hochstenglige Gräser und Blumen den Platz ausfüllen. Die Viehpfade kommen von allen Seiten auf die Werft zu. Von da gehen die Pfade mehr
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