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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 105

1908 - Essen : Baedeker
— 105 — der Reiter zu schneller Gangart antreibt und schwälende Glut über den Dünen lagert. Nicht nur in bezng auf ihre Wasserarmut, sondern auch aus das für den Reisenden geeignetste Beförderungsmittel gleicht tatsächlich die Kalahari einer Wüste. Wer flott und ungebunden ihre unbegrenzten Weiten durch- messen will, muß auf das Wüstenschiff, das Kamel zurückgreifen. Das Pferd bietet nur einen begrenzten und unzulänglichen Erfatz. Niemals wird sich sein Reiter von dem beklemmenden Gefühl der Gebundenheit freimachen können; niemals, wie auf Kamelesrücken, sich Herr der Natur fühlen! Wer die Wasserfrage in der Kalahari löst, vermöchte Millionen von Riuderu fettestes Weideland zu erschließen. In der Kapkolonie gilt ein nachahmenswerter Brauch. Auf den Kampf mit einer abwehrenden Natur wird eine Belohnung gesetzt. Wer auf uugewisseste Aussicht hin in bisher wasserloser Gegend Wasser erbohrt, erhält die mit einem Schlage geschaffene Farm zum Geschenk. Aus diese Weise sind im Kalahari-Grenzdistrikt Gor- donia weite Strecken toten Landes der Wirtschaft und der Kultur erschlossen worden. Auch wir sollten gegen die Kalahari den großzügigen Unternehmung^ geist des 20. Jahrhunderts und die fast unbeschränkten Machtmittel seiner technischen Errungenschaften ausnutzen. Es gilt, eine wirtschaftliche Festung zu erobern. In Revieren, wie dem Nosob, ist Wasser vorhanden; im Molopo bereits erbohrt, oder ohne außerordentliche Schwierigkeiten zu erschließen. Ihn wird die Strecke der Zukuuftsbahn durchschneiden, die berufen ist. Deutsch-Südwestafrika dem großen südafrikanischen Wirtschaftsgebiete an- zugliedern. Die Aufgabe der Erschließung der Kalahari ist aber erst gelöst, wenn auch inmitten der zusammenhängenden Dünenmassen der erste Bohrer ans Wasser trifft. Ob und bis zu welcher Tiefe der vermutete starke Salzgehalt vorherrschen wird, ruht vorläufig uoch im Ungewissen. Die dünnen Schichten des meist brackigen, zuweilen hochgradig salpeterhaltigen Sammelwassers der eingestreuten Vleys und Pfannen gestatten noch keinen Schluß auf die Ver« Hältnisse in der Tiese. Gleich einem aus der flachen Senke hervorquellenden Riesenauge zwingt solch ein Vley, auf das der glückliche Reifende stößt, die umliegende Natur in seinen belebenden Bann. Die mit seichtem Wasser bedeckte Pfanne er- scheint in glitzernder Starrheit wie eine gewaltige Spiegelscheibe, die eine freundliche Laune in den dunklen Grund der sie gebirgsartig umtürmenden Dünenwälle eingelassen hat. Wenn aber die grünen Matten und die roten Kämme in der leuchten- den Abendglut versinken, schwarze Schatten sie einhüllen, und der südliche Himmel seine strahlenden Lichter darüber anzündet, dann lösen sich die nn- bestimmbaren Eindrücke des erstrebenden Tages in einem einzigen wunderbar ergreifenden Schweigen aus. Das ist die echte Kalahari-Stimmnng! Aus der Zeitschrift: „Der Deutsche".
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