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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 110

1908 - Essen : Baedeker
Aber schon an den Dächern, die bald flach, bald giebel-, bald kegelförmig sind, erkenne ich, daß das Völkergemisch, das hier haust, auch in feinen Wohnstätten Ausdruck gefunden hat. Wo die letzten Hütten stehen, beginnen die Felder und Wiesen, deren schönste Unterbrechung die Mangobäume mit ihren prächtigen, dunkelgrünen, dem Boden scheinbar ohne Stamm entspringen- den Blattmasfen sind. Dazwischen hebt sich von dem hellen Gelb der Felder oder dem mattblauen Himmel hier und da eine schlanke Kokospalme oder eine Dattelpalme mit ihrem wuchtigen, aber immer anmutigem Bau ab. Den Hintergrund dieses Ausblickes bildet eine schwachbewaldete, mit Granitblöcken übersäte Hügelkette, deren Kamm in sanften Wellen sich hinzieht und im Osten wie im Westen allmählich in der Ebene sich verliert. Anmutig und reizend wie die Landschaft, ist auch das Leben und Treiben, das in ihr sich abspielt. Eine bnnte Menge drängt sich vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang auf dem Markte und feilscht in allen möglichen Mund- arten mit den Händlern, die ihrer Ware nicht mehr Aufmerksamkeit schenken als ihreu Freunden, die, den Schatten genießend, ihnen Gesellschaft leisten und schwätzend die Zeit kürzen. Und was gibt es hier nicht alles zu kaufen I Am dichtesten drängt sich die Menge jederzeit um die Verkäufer von Schnupftabak, die ihre Ware in kleinen Nußschalen abmessen. Man sagt, daß manche Neger für eine Prise ihre Seele verkaufen; man möchte es glauben, wenn man die zärtliche Sorgfalt sieht, mit der sie ein Prischen behandeln, das gerade noch zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden kann. Sehr zahlreich find die Mehlverkäuferinnen. Auf kleineu Hockern kauernd, preisen sie schreiend und oft im Chore singend ihre Ware an, die in großen Körben vor ihnen steht. Als Maß dienen zwei flache Blechteller, auf denen das Mehl zur Pyramide gehäuft wird. Land- leute, die bedächtig musternd die Reihen entlang gehen, zwei- dreimal ein Geschäft anknüpfend und wieder abbrechend, werden, so verachtet sie sonst sind, hier mit Koseworten umschmeichelt und zum Kaufe ermuntert. Ausschlag- gebend ist auch hier oft der Schnupftabak, der in Bast gewickelt im Busen verborgen wird, um im rechten Augenblick hervorgeholt zu werden. In großen Mengen werden Früchte und Gemüse zum Markte gebracht. Bananen, Kokosnüsse, Maniok, Bateten, Kürbisse, vielerlei Bohnen, Mais, Salat (meist als Kräulersuppe verkauft), Erdnüsse, Zuckerrohr usw. Nichts ist lächerlicher und affenähnlicher als ein Neger, der an einer meterlangen Stange Zucker- rohr kaut. Geflügel sieht man sehr selten aus dem Markte, Eier fast nie- mals. Fleisch, Fische und Brennholz kann man in den kleinsten Mengen kaufen, selbst die Hufe werden zerstückelt und in den Handel gebracht. Getrennt vom Hauptmarkt findet der Ausschank von Palmwein statt, der monatlich verpachtet ist. Das Recht, Palmwein zu bereiten, ist vom Bezirksamt nur bestimmten Personen gestattet, die ihn an den Pächter verkaufen müssen. Dieser hat eine Reihe von Frauen verpflichtet, die täglich unter einem großen Mangobaum gegen einen kleinen Gewinnanteil auf den Verkauf bedacht sind. Die Herstellung von Palmwein war früher einmal vorüber- gehend verboten. Das Verbot hatte aber keine anderen Folgen, als daß heimlich noch stärker gebraut und getrunken wurde, und daß die Bevölkerung sich über die lästige Bevormundung erregte. „Tabora"! So oft meine Träger mit schlaffen Knien und gesenktem Kopf durch die Steppe zogen, kein Lant über ihre trockenen Lippen kam,
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