1908 -
Essen
: Baedeker
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nicht einer der ermunternden, scherzhaften Zurufe, und selbst die Aussicht,
bald einen Lagerplatz zu erreichen, ihnen nicht über die Glut der Sonne und
die Schwere ihrer Last hinweghalf, da brauchte nur das Wort ,,Tabora" an
ihr Ohr zu dringen, und sogleich stählten sich für einige Zeit ihre schlaffen
Glieder. Denn Tabora ist für sie eine Stätte der Glückseligkeit.
Aus Kandt „Caput Nili\
Z. Eine Wanderung in der handfcfiaff Donde.
Jenfeit Lingambas steigt das Gelände an; es bietet vielfach ein
romantisch-schönes Bild, denn schroffe Hügel wechseln mit sanfteren Gelände-
wellen und geben der Erdoberfläche ein gar mannigfaltiges Aussehen. Viel-
fach tritt ein sehr weicher, hellgelber Sandstein zutage, in den die Bäche
tief eingerissene Rinnen gezogen haben. Hier und da auf dem Grunde der
Flußbetten sind in den weichen Stein tiefe Löcher gewaschen; wie Gletscher-
töpfe muten die Höhlen bisweilen an. Überall in diesen Vertiefungen findet
man noch jetzt am Ende der Trockenzeit und vor Beginn der ersten Regen
eine Fülle köstlichen Wassers. Hier von sanften Höhen, dort von steil ab-
fallender Wand umgrenzt, reiht sich in dieser Gegend Tal an Tal, mit
entzückender Parklandschaft bestanden. Jede Anhöhe, die man ersteigt, bietet
einen neuen überraschend schönen Blick auf freie Weideflächen, mit lichtem
Baumbestand und einzelnen dichten Büschen durchsetzt; ein Gelände, wie
geschassen für die stolzen Antilopen der Steppe, denn fast in keiner der
Senkungen fehlt außerdem einer der tief ausgewaschenen Behälter klaren
Wassers. Mehr als ein Rudel Wild hat in früher Morgenstunde den breit
ansgehanenen Weg gekreuzt, und selbst der Elefant trat seine Visitenkarte in
den festen Grund. Eine köstliche Jagd ist es, hier in der Morgenfrische zu
pirscheu, nicht für den Schießer, wohl aber für den aufmerksamen, natnr-
frohen Jäger.
Stundenweit zieht der Weg durch solches Gelände. Dann aber,
je näher wir dem Mbaranganduflusse kommen, ändert sich das Aussehen.
Immer häufiger tritt der kahle Sandstein zutage, immer dünner wird die
Verwitterungskruste und immer spärlicher und kümmerlicher der Holzbestand.
Rotbraunes, vertrocknetes krauses Gras bedeckt den Sandboden; von weitem
glaubt man, die heimatliche Heide des Spätherbstes zu sehen.
Bald senkt sich die Höhe nach dem Flusse zu sauft ab; ein kleines
Dorf liegt auf dem wieder etwas fruchtbarer aussehenden Boden, und die
Karawane hält vor dem stattlichen Gehöfte des Akida Mehemed bin Ehalis.
Der ältere, freundliche Mann ist der am weitesten nach Nordwesten vor-
geschobene Beamte des Bezirkes Kilwa. Zwei seiner Brüder waren vor
kurzem dem Fieber erlegen, das sie sich in der sumpfigen Tiefebene zu Füßen
der Mahengeberge geholt hatten.
Nach langen, ermüdenden Märschen machten wir hier eine Rast von
anderthalb ^ Tagen. Die Lebensmittel find knapp in dieser sehr schwach be-
völkerten Gegend und teuer; daher muß die Jagd aushelfen. Ein anstrengender,
aber köstlicher Pirschgang liefert denn auch ein paar Stück Wild zur Strecke.