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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 128

1908 - Essen : Baedeker
— 128 — die den Missionar auf einer Reise begleiten sollen. Dann geht ein jeder an seine Arbeit. Die Kinder sind schon voransgesprnngen in ihre Schule. Fröhlich klingt ihr gemeinsames Sprechen aus den offenen Fenstern heraus. In den verschiedenen Klassen sitzen die Knaben auf ihren Banken, und der Lehrer steht vor ihnen, gerade wie bei uns, nur daß sie alle schwarz sind, Lehrer und Schüler. Mancher von den Buben liest in seinem Lesebuch so gut wie ein deutsches Schulkiud. Die Schreibhefte brauchen sie nicht zu verstecken. Nur das Rechnen ist, ach, so schwer, dafür macht die biblische Geschicht desto mehr Freude, und schnell fliegen die Finger hoch, wenn gefragt wird. Nebenan die Mädchen haben eine deutsche Lehrerin. Nicht nur kleine Schülerinnen sind in der Mädchenschule zu finden, sondern auch Erwachsene, die, obgleich sie schon so groß sind, doch noch etwas lernen möchten. Auf der andern Seite der Kirche sammelt sich eine Schar Kranker vor einem kleinen Hause. Aus der Gemeinde, aber auch aus den Dörfern der Heiden kommen sie,- denn die heidnischen Zauberer mit ihren Zaubersprüchen und unsauberen Arzneien können wenig helfen. Hier auf der deutschen Missionsstation wäscht eine deutsche Krankenschwester die Wunden aus und verbindet sie. Ein schwarzer Krankenpfleger hilft ihr dabei. Dem Kindchen, das an dem bösen afrikanischen Ausschlag leidet, schmiert er den ganzen kahl- geschorenen Kopf mit heilender Salbe ein. Ängstlich schreit, und wehrt sich die Kleine, bis die Mutter sie sich wieder auf den Rücken bindet und mit ihr den Berg hinuntergeht. Wie sie über den Hof der Station schreitet, begrüßt sie schnell noch die „Mutter", die Frau des Missionars, denn diese ist eine treue Beraterin der schwarzen Frauen in jeder Not; vor der Tür des Missionars aber hocken die Männer, die mit ihrem Anliegen zu ihm kommen. Wieder gehts ein Stückchen den Berg hinab, da tönt lnstiges Pochen aus einem Hause heraus und das Knirschen der Säge. Es ist die Tischlerei, in der schwarze Gesellen und Lehrjungen unter ihrem deutschen Meister ihr Handwerk treiben. Aus dem roten, duftenden Zedernholze werden Schränke und Tische und anderes Hausgerät gemacht. An der Drechselbank werden Verzierungen ausgedreht. Fenster und Türen sind in Arbeit für ein nenes Hans, das ans einer anderen Station gebaut wird. Darum sind heute cmch nicht alle Gesellen da. Sie sind hingeschickt, um den Dachstuhl aufzusetzen. Auf der Missiousstation kann man noch allerlei andere schwarze Hand- werker bei der Arbeit siuden. An der Quelle halten die Wäscher große Wäsche ab. Auf dem Neubau schwingen die Maurer die Kelle und setzen Stein auf Stein. In seinem Stübchen sitzt der Schuster; er selbst geht barfuß, aber er besohlt die Stiefel der Weißen. Unter einer luftigen Laube läßt der schwarze Schneider die Nähmaschine schnurren. Er macht Arbeits- jacken und Souutagshemdeu. In dem kleinen Kaufladen unten am Berge werden sie verkauft. Auch Frauentücher, Ackergerät, Lämpchen und Petroleum, Schreibhefte und Schieferstifte hält Matthäus dort seil, und sogar einen Regen- schirm kann in seinem Laden bekommen, wer blanke Rnpies (1 Rupie — 1,30 Mark) auszählt. Und nun ins Tal hinab! Rechts und links an der Straße, die sich in vielen Windungen am Berge entlang zieht, schauen ans dem Grün der mächtigen Bananenblätter die kleinen Christendörfer hervor, nicht runde,
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