Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 147

1908 - Essen : Baedeker
— 147 — werden können. Hoch in die Lüfte ragt ein gewaltiger Kran, der Lasten von 150000 ^ Gewicht heben kann. Dort liegt auch ein eisernes Schwimmdock verankert. Es ist das größte Schwimmdock Ostasiens. Die einzelnen Teile sind in Deutschland hergestellt und hinausgeschafft worden. In Tsingtau wurde dann das Dock an Land zusammengesetzt. Der riesige eiserne Bau bot einen großartigen Anblick, als er fertig war und auf schräg gestellten Balken vom Ufer hinab rauschend ins Wasser glitt. Jetzt brauchen unsere deutschen Kriegsschiffe und Handelsschiffe nicht mehr, wie früher, in englische oder japanische Docks zu gehen, sondern können in Tsingtau in einem beut- schen Dock und von deutschen Schiffsbaumeistern wieder instand gesetzt werden. Zur Rechten bietet sich uuserm Auge ein echtes Hafenbild. Vom Ufer her springen zwei breite Molen in das Hafenbecken hinein, an deren Kai- mauern auch die größten Schiffe, geradeso wie im Hafen von Hamburg, an- legen. Hier macht auch unser „Fürst Bismarck" an der Mole fest, und wir können nun an Land gehen und uns im Hafen von Tsingtau genauer umsehen. Es liegen dort deutsche, englische, japanische und amerikanische, auch bisweilen norwegische Dampfer. Viele Segelschiffe kommen mit Holzladungen aus Korea und Amerika nach Tsingtau, da die Chinesen leider all ihren Wald abgeschlagen haben. Die Chinesen selbst haben bis jetzt noch wenige nach europäischer Art gebaute Schiffe. Wie in allen Dingen, so halten sie auch hier lange am Althergebrachten fest und bedienen sich nach wie vor noch ihrer alten Segelschiffe. „Dschunken" heißen diese hochbordigen Schiffe mit ein, zwei oder drei Masten. Die Segel daran sind nicht geteilt wie bei uns, sondern an jedem Mast wird ein großes Segel aufgezogen. Seltsamer- weise hat jedes chinesische Schiff vorn zwei große gemalte Augen: „damit es seinen Weg sehen kann", sagen die Chinesen. Diese Dschunken, von denen im Jahre viele Hunderte in Tsingtau ein- und auslaufen, ankern in einem besonders abgeteilten Dschunkenhafen. Aber jetzt fehen die Chinesen schon deu großen Vorteil der Dampfschiffe ein, und bald wird, wie fchon in anderen Häfen Chinas, auch im Tsingtaner Hafen mancher Dampfer liegen, der durch die gelbe Flagge mit dem Drachen sich als ein chinesischer Dampfer zu erkennen gibt. ^Jede Mole entlang laufen Gleise der Eisenbahn; so kann die Ladung der Schiffe unmittelbar von diesen in die Eisenbahnwagen verladen werden und umgekehrt. Alle Waren, die nicht gleich mit der Eisenbahn fortgeschafft werden sollen, finden einstweilen in geräumigen Lagerschuppen Aufnahme. In diesen liegen auch alle Waren, die aus dem Innern Chinas zusammengekommen sind, um von Tsingtau aus zu Schiff weiter versandt zu werden. Alle Arbeiter, die beim Laden und Löschen der Schiffe beschäftigt sind, sind Chinesen; den chinesischen Handarbeiter nennt man Kuli. Bekanntlich tragen alle Chinesen einen langen Zopf. Bei der Arbeit haben die Kulis ihren Zopf um den Kopf geschlungen. Sie tragen blauleinene, weite Jacken und weite, blaue Hosen, die sie an den Knöcheln zubinden. Weil sie bei großer Hitze und schwerer Arbeit den Oberkörper entblößen, ist dieser ebenso wie Arme und Gesicht von der Sonne ganz kupferbraun gebrannt. An den Füßen haben sie Strohsandalen oder Schuhe mit Filzsohlen. Mit stoßweisem singenden „ho-ho" schleppen sie die Lasten von den schiffen ans Land oder aus deu Lagerschuppen und Eisenbahnwagen an 10*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer