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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 46

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 46 - Germanicns, Cäcina, stand mit einem zweiten Heere drohend in der Nähe. So konnte Germanicus den Rückzug nach Mainz zu an- treten, ohne von Feinden beunruhigt zu werden. Da aber kamen Gesandte des Segest, die um Hülfe gegen Angehörige ihres eigenen Heimatsstammes baten und ihn zur Umkehr bewogen. Segest nämlich hatte dem Armin in seiner Abwesenheit die Thusnelda wieder geraubt und wurde nun von dem erzürnten Gatten, zu dem die meisten Cherusker standen, in seiner befestigten Hofstätte belagert. Ger- maniens, erfreut, dem gefährlichsten Feinde schaden, vielleicht gar ihn in seine Gewalt bringen zu können, nahm die Gesandten gnädig auf und ließ das Heer umkehren. Vor Segests Burg kam es zum Kampfe gegen Arnim. Mit leichter Mühe vertrieben die über- mächtigen Römer die kleine Schar des Belagerers. Segest mit seiner Sippe und einem stattlichen Gefolge wurde befreit und begab sich in römischen Schutz. Unter den vornehmen Frauen, die der Römling mit sich brachte, war leider auch die edle Thusuelda, mehr dem Gatten als dem Vater gleichend. Thränenlos trug sie ihr herbes Geschick, das sie auf immer von dem geliebten Manne schied. Tie Hände über der Brust gefaltet, ohne dnrch ein bittendes Wort ihre Lippen zu entweihen, schritt sie gesenkten Blickes einher. So geriet sie, das Weib des Befreiers der Deutschen, durch die Niederträchtigkeit ihres Vaters auf immer in die Hände der Römer, die sie als ein kostbares Unterpfand gegen ihren Totfeind mit Freuden empfingen und festhielten. Die Gatten haben einander nie wiedergesehen, nie hat das Auge des Vaters sich an dem Anblick des erhofften Söhn- leins erlabeu können. Denn in der Gefangenschaft gebar Thusnelda einen Knaben, das Kind ihres Armin, und nannte ihn Thumelikus. Er ward zu Ravenna erzogen und dann, wie Tacitns sagt, von einem schmählichen Los betroffen. Wir wissen nicht, wie der beklagenswerte Jüngling sein Leben beschloß. Man vermutet, er sei unter die Gladiatoren gesteckt worden, jene Elenden, die für klingenden Lohn zur Belustigung des römischen Pöbels in den Kampfspielen des Cirens mit einander fochten. Auf die Nachricht von Segest's Übertritt und Thnsnelda's Gefangenschaft durchflog Armin verzweifelt alle Gaue der Cherusker
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