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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 89

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 89 — Kartoffeln, welche bei ihnen häufig nicht nur das Fleisch, sondern selbst das Brot ersetzen müssen, für den Speck und den Pumpernickel der Westfalen hergeben, und gehörig gefetteter Kohl mundet am Ende besser, als Kohl ohne Fett. Mit einem Worte: der Genuß ist hier nicht verfeinert, aber man hat zu leben; und wenn auch der Pumpernickel nicht so berühmt geworden ist, wie der Schinken, den man in Westfalen vortrefflich zu räuchern versteht, so schmeckt dieser doch gewiß nie besser, als wenn er vom Pumpernickel begleitet wird. Seit wann das eigentümliche Schwarzbrot in Westfalen gebacken worden ist, meldet die Geschichte nicht; aber wenn es, wie einige meinen, bereits bei den alten Sachsen bekannt war, so läßt sich ihr kräftiger Widerstand gegen die Römer und Franken erklären. Tenn der Pumpernickel ist ein Brot zum Totschlagen, ist ein derbes Roggen- brot, zu welchem das ganze Korn gemahlen wird, weshalb es die ungeminderte Fülle der Kornkräfte besitzt; nicht bloß den Corpus, sondern auch den Spiritus. Man muß ihn allerdings verdauen können, um ihn vollständig zu würdigen; aber daß es im Lande an den guten Magen nicht fehlt, beweist die kernige Gesundheit der Leute. Ter Pumpernickel wird in ungeheuren Laiben bis zu dreißig und vierzig Pfund Gewicht gebacken und gewinnt gleich dem Weine durch das Alter an Wohlgeschmack und Kraft. Was aber die Nahr- haftigkeit betrifft, so darf man annehmen, daß ein Pfund Pumper- nickel mehrere Psund Weißbrot ersetzt. Übrigens ist derselbe, gut ausgebacken und mehrere Tage alt, nicht ganz so schwer zu ver- dauen, wie man gewöhnlich glaubt. Dabei ist er das beste Zahn- Pulver, da er die Zähne weiß und gesund macht, wie er den Magen schleift und schärft. Wie wert aber dieses Brot gehalten wird, ersieht man am besten aus dem Heimweh der Westfalen nach ihrem Pumpernickel. Studierende lassen sich ihn nach der Hochschule schicken, und weuu solch ein Leckerbissen angekommen ist, so kann man sicher sein, daß Westfalen, Osnabrücker und Ostfriesen einander zu Gaste laden. Also darf man den Gegnern des Gebäcks durchaus nur in so weit Glauben schenken, als es nicht für zarte und an sitzende Lebensart gewöhnte Körper geeignet ist. Nennt man es doch im Lande selbst ,,dat growe Brand".
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