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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 125

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 125 — durch verschiedene bischöfliche Privilegien, eine gewisse Art nationaler Industrie, welcher Minden neben dem Ackerbau und der Viehzucht während des ganzen Mittelalters hauptsächlich Wachstum und Wohl- stand verdankte, nämlich die Wollwarenwirkerei. Hand in .Hand mit ihr ging das wachsende Selbstbewußtsein und die Emanzipationslust der Bürger, welche sich im Jahre 1301 eine neue Verfassung gaben. Nach ihr sollten von der Kaufmannschaft und den drei Ständen vierzig Männer gewählt werden, aus deren Zahl dann ein durch das Los bestimmter Zwölfer-Ansschnß nach vorhergegangener eidlicher Verpflichtung alljährlich den neuen Bürgermeister zu ernennen hatte. Ter einen immer bedrohlicheren Charakter annehmende auf- sässige Geist der Bürgerschaft veranlaßte endlich im Jahre 1316 den Bischof Gottsriedus, in dem Städtchen Hneckeleve an der Weser die feste Burg zum Petershagen zu erbauen und die Regierung dorthin zu verlegen. Sein Nachfolger Ludovicus (1324—1346) erhielt von seinem Neffen Kaiser Ludwig dem Bauern „ein sry Hertzogdom in dem Stift to Minden und fry Gerichte darinne to fittaube und Keniges Banne nach Venen Rechte, also in dem Land Westfalen aecht ist am weltlichem Richte, und frysteln in dem Hertzogdom to hevene ein to Berndosfen by den Lynden, den andern to Berkerken, den dritten by Blasna und drey ander frysteln to Leggende, was sahme oder synne nakomen bevellich syn in dem Stift to Minden." Das Bistum wurde also reichsunmittelbar und bekam das Recht zur Feme. Aber gerade damals erreichten die Streitigkeiten mit der Stadt eine solche Höhe, daß. gegen Magistrat und Rat eine scharfe kaiserliche Verordnung erfolgte. Als 1377 Kaiser Karl Iv. Minden besuchte, ließ sich der da- malige Bischof Wedekindus Ii. nicht die Gelegenheit entgehen, der Stadt in nachdrucksvoller Weise seine Hoheitsrechte geltend zu machen. Er zog an der Spitze des Tomkapitels bis auf die Mitte der Weserbrücke dem Kaiser entgegen, während der Bürgermeister Bodendorf an der Spitze des Magistrats dasselbe that. Hier mußte dieser dem Bischöfe die Schlüssel der Stadt übergeben, welcher sie dann dem Kaiser überreichte, der sie in gleicher Weise zurückgab.
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