1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ihm keine Ruhe, bis er ein aufrichtiger Jünger des Heilandes wurde.
Rehme, mit einer alten Kirche, der Amtssitz, ist seit den
Zeiten der Merowinger und Karolinger bekannt. Vielleicht hat
es seinen Namen von der französischen Stadt Rheims. Es zählt
2563 Bewohner. Rehme war früher ravensbergisch, wurde 1815
dem Kreise Minden zugeteilt. Die nahe Werrebrücke war die Grenze
zwischen Fürstentum Minden und Grafschaft Ravensberg. Nördlich
von dem Flusse liegen die Pfarrdörfer Eidinghausen mit 1678,
Volmerdingsen mit 1745 Eingesessenen. Im letzteren findet sich
der Wittekindshos oder das Blödenheim für die ganze Provinz zur
Unterkunft und Pflege der jungen und älteren Schwachsinnigen,
ein Werk christlicher Liebe, wenn auch von der Proviuzialverwaltung
mit Geldzuschüssen unterstützt.
Die Stadt Oeynhausen mit 2897 Bewohnern besitzt eine evan-
gelische und eine katholische Kirche, ein Amtsgericht, ein Salzsteuer-
amt, eiu Johanniter-Hospital, eine höhere Stadtschule und manche
industriellen Werke: eine mechanische Bautischlerei, eine Eisen-
gießerei, Weserhütte genannt, eine chemische Fabrik und eine Thon-
Warenfabrik, mehrere Eigarreufabriken. Entstehung, Name und
Ruhm verdankt sie aber den Salzquellen, die sie zum vielbesuchten
Welt-Badeort, das durchschnittlich jährlich 6000 Gäste dort der-
sammelt, gemacht haben. Einstens sollen bei dem nahen Dorfe
Rehme an einem sehr warmen Sommertage Schweineherden in
den Pfützen sich gewälzt und dann einen weißen Krustenüberzug
erhalten haben. Man untersuchte die Wasserlachen und fand, daß
sie Salzteile enthielten, und baute, um das wilde Wasser vom
Salzwasser zu scheiden, Gradierhäuser, das neueste 1768 mit allen
Anlagen, das Kunstwerk genannt. So gewann man Kochsalz. Zu-
letzt war man darüber aus, Steinsalz oder doch Quellen aufzufinden,
die mehr Salzteile als das bisherige Salzwasser enthielten. Schon
hatte man 2100 Fuß tief in die Erde gebohrt, ohne etwas Wichtiges
auszurichten, als plötzlich ein Wasserstrahl aus dem Bohrloche her-
vorbrach, der zwar nicht sehr reichhaltig an Salz war, aber 26 bis
27 Grad Wärme hatte. Anfangs ließ man das Wasser laufen, eber
bald gebrauchten es die benachbarten Landleute zu Bädern und
erprobten seine herrlichen Dienste gegen manches Leibesgebreste.