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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 175

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 175 — Kuno, daher der tiefe Schmerz; Jahre lang hatte Hilda schon um Kuno getrauert, aber der, den sie liebte, blieb verschwunden. Ter Vater hatte für Hilda einen Freier bestimmt, trotzdem erklärte sie, niemals heiraten zu wollen. Aber des Vaters Starrsinn ließ sich nicht so leicht brechen, dieses wußte auch Hilda. Eines Tages sammelten sich in dem weiten Burghofe viele Ritter aus den deutschen Gauen, und darüber verwunderte sich Hilda sehr. Ein Herold trat in den Kreis der Ritter, entfaltete eine Pergament- rolle, und man vernahm die Worte: „Ich, der Graf von Rieneck, thue hiermit kund und zu wissen, daß ich demjenigen, der mich beim Schwerterkampfe in den Sand streckt, meine Tochter Hilda zum Weibe gebe." Als Hilda diese Worte hörte, stieß sie einen gellenden Schrei aus und stürzte ohnmächtig zu Boden. Vom Vater hatte sie kein Erbarmen zu erwarten, das wußte sie nur zu gut. Am andern Tage begann der Kampf. Ein Ritter nach dem andern wurde von Rieneck aus dem Sattel gehoben und schon wagte es niemand mehr, mit dem siegreichen Ritter zu kämpfen. Ta sprengte ein schwarzgekleideter Ritter in den Burghof, neigte sein Haupt und sprach: „Wie ich vernommen, soll um den Besitz des Burgfräuleins gekämpft werden, wie man um einen goldenen Kranz kämpft. Ich, der Lyntburger, gebe mein Leben für die Maid dahin." Zornentbrannt zog Rieneck sein Schwert, und nun begann ein furchtbarer Kampf. Kunos Schwert sauste Hernieder und tätlich getroffen sank Rieneck zur Erde. Vom Erker aus hatte Hilda dem Zweikampf zugeschaut, und als sie den Vater sinken sah, stieß sie einen furchtbaren Schrei aus. Kuno erblaßte, warf sein Schwert weit von sich und verschwand. Das Burgfräulein, obwohl namenloses Weh im Herzen, trug das herbe Loos in frommer Ergebung. Auf dem Gesteine, welches das Blut des geliebten Vaters getrunken hatte, ließ sie ein Kreuz aufrichten mit dem Bilde dessen, der für die Sünden der Welt frei- willig den bittersten Tod gestorben. Wenn der Schmerz sie über- mannte, eilte sie zu dem Kreuze und flehte im heißen Gebete zu dem Allbarmherzigen um den Frieden ihrer Seele, — und er ward ihr gewährt. Sie sagte sich los von der Erde und nahm den Schleier. Die prächtige Burg Rieneck wurde zu einem Kloster Nonnenstein
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