1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sagen, sie möchten nicht widerstehen, denn sie sollten von ihm gut
behandelt werden und einen gnädigen Landesherrn an ihm haben.
Der Kommandant von Eller machte sich in aller Stille bereit,
diesen Befehl zu vollziehen. Ohne Aufsehen brachte er am
29. August 1647 seine Soldaten in die Nähe der Stadt, und in
der Nacht rückten sie still und unbemerkt bis dicht vor die Thore;
dann hielten sie sich ruhig. Otto Consbruch, Amtmann der En-
gerschen Vogtei, kam am 29. spät abends in Jagdkleidern yach
Herford. Früh am folgenden Tage brach er auf und begehrte, mit
einem Karren voll Jagdnetze aus dem Steinthore gelassen zu
werden. Nichts Böses ahnend, ließ man die ausgezogene Zugbrücke
nieder, der Karren fuhr auf, und — plötzlich zerbrach er, ineil
er dazu eingerichtet war. Karren und Netze lagen auf der Zug-
brücke, und man konnte dieselbe nicht so schnell wieder aufziehen.
Im selben Augenblicke hörte man ein hell gellendes Pfeifen, nahebei
versteckte brandenburgische Soldaten stürmten heran, überwältigten
die Thorwache, drangen in die Stadt, und in der ersten Hitze
wurden zehn Bürger, darunter der Bürgermeister Anton Korb-
macher, auf den Straßen und vor dem Rathause erschossen. 2000
brandenburgische Soldaten besetzten Herford. An Gegenwehr war
nicht zu denken, weil der Kommandant von Eller im ersten An-
laufe das Geschütz auf den Wällen und in den Straßen hatte
aufpflanzen lassen. Die Thore blieben drei Tage geschlossen, —
Herford war in brandenburgischen Händen.
Der Rat der Stadt wies alle gütlichen Unterhandlungen zur
Unterwerfung zurück und beschwerte sich bei den zum Friedensschlüsse
in Münster versammelten Reichsständen über die Gewaltthat. Kaiser
und Reich befahlen dem Kurfürsten, sofort die Stadt zu räumen.
Es geschah, aber nun schlössen die brandenburgischen Truppen das
ganze Stadtgebiet eng ein, sperrten alle Zugänge und verhinderten
aufs schärfste jeden Verkehr nach außen, Herford geriet in eine
grenzenlose Not. Rat und Bürgerschaft mußten sich ergeben. Am
22. September 1652 rückten nach zwölsmonatlicher Belagerung die
Brandenburger wieder ein, den bisherigen Magistrat und die
Ratsherrn setzte man ab, vereidete die Bürgerschaft, wählte einen
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