1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Rosse, welches die Felsenquelle mit seinen Husen schlägt, kühn und
sinnend darstellt. Der Schützenhos auf dem von vier alten Linden
beschatteten Lutterbergs verdient seinen vielen Besuch, weil er eine
herrliche Aussicht auf die Stadt gewährt.
Nördlich von ihr dehnt sich das Amt Herford-Hiddenhausen mit
Hiddenhausen, einem Dorfe von 1073 Eingesessenen, einem Gnte
Hiddenhausen und einer alten Ritterburg Bustede nebst Arode, die
1443 Gerhard Ii., Herzog von Jülich und Ravensbergischer Graf,
an den Ritter Lüdeke Nagel versetzte, dessen Nachkommen noch in deren
Besitze sind. Der frühere Meier zu Hiddenhausen war einer der
ersten Sattelmeier Herzog Wittekinds.
Westlich von dort wandern wir in das Amt und in den Markt-
flecken Enger. Dieser und namentlich die dortige Kirche ist ganz von
dem Andenken an die letzte friedliche Zeit Wittekinds verklärt. Wir
folgen den Sagen, die jedenfalls einen Kern geschichtlicher Wahrheit
enthalten.
Als Wittekind Christ geworden war und Frieden im Lande
herrschte, da beschloß er, sich einen Königssitz zu erwählen, in dem
er seine Freunde um sich versammeln könnte und beständig bliebe.
Drei Orte waren ihm besonders lieb: die Höhe von Bünde, der
Werder von Rehme und das fruchtbare weidenreiche rings von
Hügeln umschlossene Angerthal.
Da sprach er, welcher dieser Orte zuerst seine Kirche fertig
hätte, an dem wolle er wohnen. Alle drei bauten eifrig fort, Tag
und Nacht, und wie es die Werkleute nur vermochten, und wer weiß,
wes der Sieg geworden wäre, hätte nicht der Baumeister im Thale
seiner Kirche durch eine List den Preis verschafft. Buchstäblich hielt
er sich an des Königs Wort und baute die Kirche — ohne Turm.
Dieser Baumeister ist ein Mohr gewesen. Seinen Kopf hat er in
Stein ausgehauen und zu einem Wahrzeichen an die Kirche gesetzt.
Er steht hoch an der Ostseite. Es ist, als wenn er
seitwärts zu den beiden Kirchen hinblickt, denen er das Vorrecht
und die Ehre abgenommen. Außerdem begleitete seinen Kirchbau
ein besonderes Glück. Indem man glaubte, die Steine von weitem
holen zu müssen, wurden sie unerwartet und ganz nahe in einer