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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 218

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 218 — in der That bei seinen Lebzeiten hatte. Die Füße sind mit Schuhen bedeckt, welche vorn spitz zulaufen, oben bis an die Knöchel gehen und fast bis auf die Zehen aufgeschnitten sind. Das Denkmal hat mehrere Inschriften in lateinischer Sprache. Die eine lautet deutsch: „Er (Wittekind) gründete und befestigte dieses Capitel des hei- ligen Dionysius zur Ehre des allerhöchsten Gottes und beschenkte dasselbe mit Gerechtsamen und Einkünften. Er starb im Jahre Christi 807 und hinterließ einen Sohn und Erben seines Reiches, den Wiegbertus." — Zur Linken steht: „Denkmal Wittekinds, des Sohnes Warnechin's, des zwölften Königs der Angerer, des tapfer- sten Herzogs der sassischen Großen." Auf dem breiten Rande des oberen Tecksteines liest man zu deutsch: „Eines starken Mannes und Helden Gebein an diesem Ort begraben sein. Wer diesen König ehrt zur Stund', macht Gott denselben rein und gesund." Diese Worte waren in alter Mönchsschrift in den Stein gehauen. Ter Pastor Hermann Heinrich Wacker, welcher von 1679 bis 1715 an der Kirche stand, vertauschte die alte, echte Mönchsschrift mit gewöhnlichen lateinischen Buchstaben. Um das Andenken an König Weking wach zu erhalten, wurde augeordnet, daß jährlich am Sterbelager des Helden, am 6. Januar, eine Begräbnisfeier und ein Trauergottesdienst solle gehalten werden. Drei Tage vorher läutete man mittags eine Stunde; am Sterbetage klangen die Glocken um neun Uhr. Dann versammelten sich die Schüler von Enger mit ihren Lehrern, die Gemeindeglieder und besonders die Armen. Nun hielt man den Gedächtnisgottesdienst. Am Schlüsse läutete der Küster zur Senkung, und dann verteilte man die Wekings-Spenden. Die Armen erhielten Brot und Wurst und die Schüler Semmeln, welche von ihrer Form „Timpenstuten" hießen. Ein einfaches Mahl der Angesehenen des Orts machte den Schluß. Manche dieser Gebräuche haben längst aufgehört, nur die Kinder erhalten noch die Semmeln, und damit alle Schüler des Kirchspiels Enger daran Teil nehmen können, bewilligte die preu- ßische Regierung einen jährlichen Zuschuß von vierzig Thalern. So lebt durch diese Spende das Andenken an den Sassenhelden in den Kinderherzen fort.
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