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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 222

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 222 — In der Umgegend der Stadt und in dem Amte Bünde-Röding- hausen findet gleichfalls viel Tabak- und Cigarren-Jndustrie statt, namentlich im Hausbetriebe, am meisten da, wo von deni weniger fruchtbaren Boden nicht viel Gewinn zu erwarten steht. Das Kirch- dorf Rödinghausen mit 680 Eingesessenen liegt hoch am Nordfuße des Wiehengebirges. Tort soll einst Wittekind ein Jagdrevier und ein Rüder- (Rüden-, Hunde-) Haus gehabt haben. Die Höhe yber^ halb des Torfes und an der Südseite des Thales, in welchem das kleine Börninghausen versteckt liegt, in der Bergkette, welche es von dem schwesterlichen Rödinghausen trennt, ist eine Höhe, welche alle übrigen umher weit überragt und sich oben in eine breite, mächtige Kuppel wölbt. Kein Punkt der Gegeud bietet eine so mannigfaltige und weite Aussicht, wie dieser Gipfel. Selbst der Spiegel des Dümmersees blickt hinter dem Stemmer Berge hervor. Einst hatte hier ein Nonnenkloster gestanden, welches besonders auf der Südseite des Berges um das Kirchdorf Röding- Hausen her reiche Güter besaß. Allein eben dieser Reichtum hatte bit Klosterjungfraueu mit der Zeit üppig, stolz und hart gemacht, so daß sie der ganzen Gegend umher ein Ärgernis, den Röding- hausern aber, welche ihnen meist pflichtig waren, eine schwere Pla^ wurden. Da geschah es, daß ein Mißjahr eintrat. Mangel und Not wohnte unten in den Thälern. Die Speicher des Klosters aber waren reichlich versehen, und Üppigkeit herrschte da oben in hen prächtigen Gemächern. Die Rödinghauser, welche die erleuchteten Fenster und das Wohlleben in der Abtei beständig vor Augen hatten, ergrimmten nun vollends. Sie versuchten es noch einmal, gingen hin und baten um Erbarmen und Hilfe. Schnöde aber wurden sie abgewiesen. Da sprachen sie: „Ein Stein erbarmt sich ja wohl, und ihr nicht?" Und darauf hat sich gauz Rödinghausen aufgemacht, das Kloster erstürmt, die Nonnen verjagt und selbst die Steine des Gebäudes von dannen geschleppt. Nur einen der Seitentürme hat man stehen lassen zum Wahrzeichen. Ein Überrest davon ist noch vorhanden. Und ein Stein, man sagt der Grundstein, hat müssen liegen bleiben, weil sogar sechs Pferde ihn nicht vom Platz brachten. Dieser liegt noch immer dort, ein Denkzeichen jener Hartherzigkeit.
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