1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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seine Predigt die toten Herzen erweckte. Wie einst August Hermann
Francke, so nahm auch Weihe mit aufrichtiger Freundlichkeit Menschen,
aus allen Ständen bei sich auf, die Unterweisung, Rat und Trost
bei ihm suchten. Und als man nun merkte, daß er von herzlicher
Liebe zu den Brüdern erfüllt war, daß er nicht seine Ehre suchte,
sondern nur Seelen für den Himmel gewinnen wollte, da der-
stummte endlich die Lästerung der Feinde, die sich nicht geschämt
hatten, unter den abergläubischen Leuten die seltsamsten Gerüchte
über ihn zu verbreiten. Nun war gar bald feine Wirksamkeit weit
über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus ersichtlich. An jedem
Sonntage füllte sich sein Haus mit denen, die seiner Hilfe bedürftig
waren, und auch fast an jedem Werktage nahm es solche Gäste in
sich auf. Viele kamen aus weiter Ferne; viele, die nicht selber
kommen konnten, wandten sich in ihrer Trübsal und Anfechtung
schriftlich an ihn, und er rechnete die Beantwortung dieser An-
fragen zu den Pflichten seines Amtes. Nach seinem Tode sind viele
seiner Briefe gesammelt und gedruckt worden. Friede und Freude
und gläubige Zuversicht auf Gottes Gnade und Erbarmen spricht
sich in ihnen aus; sie sind Zeugnisse eines fröhlichen Christensinnes
ohne Arg und Falsch.
Auch als Dichter geistlicher Lieder hat Weihe zu einer Zeit,
in der die herrlichen Gesänge unserer evangelischen Kirche beinahe
in Vergessenheit geraten waren, gar viel Segen gestiftet. Schon
im Jahre 1762 gab er eine Sammlung „neuer Lieder von alt-
evangelischem Inhalte" heraus, die später noch öfters gedruckt
wurden. Einfach und ungekünstelt sprechen sie alle die völligste
Hingabe des Herzens an Gott, die innigste Heilandsliebe aus.
Aber Gott der Herr rief nach seinem unerforfchlichen Ratschlüsse
den treuen Knecht schon bald aus diesem Leben ab, um ihn ein-
zuführen in die Stätten des ewigen Friedens. Kaum hatte Weihe
sein fünfzigstes Lebensjahr zurückgelegt, so nahte ihm der Tod, den
er als einen Boten des Friedens begrüßte. Denn da er bis ans
Ende Glauben bewahrt hatte, so durfte er getrost singen und rühmen:
Amen! Du bist doch mein Leben,
Und ich bin dein Eigentum!