1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ein Ende nahm und Preußen im Jahre 1813 seine alten Besitzungen
wieder erhielt, erholte sich der Ort, und Handel und Gewerbe kamen
in Flor. Tie Lage der Stadt an der Weser begünstigte die Ber-
mehrung der Schifffahrt, und unternehmende Kaufleute legten Zucker-
siedereien, Tabaksspinnereien, Seifensiedereien und Papiermühlen
an. Ter Verkehr war lebhaft und mehrte sich von Jahr zu Jahr,
so daß Vlotho unter den kleinen Städten zu den bedeutendsten Ortern
der Grafschaft Ravensberg gehörte.
Im Amte Vlotho bieten die Thäler der Kirchdörfer Valdorf
mit 4540 und Exter mit 1600 Eingesessenen ein liebliches Land-
schastsbild mit fruchtbaren Äckern, Wäldern und Höhen. An üppigen
Wiesen entlang plätschert das Wasser der Salza, der Solterwischer-
bach (Wiesche, Wiske = Wiese), die Exterbieke (Bieke, Beeke —
Bach). In den Bauerschaften Solterwisch, Bonneberg und Holz-
wiesen erhebt sich die Steinegge und der Solterberg.
In der Bauerschaft Solterwisch, an der Straße von Vlotho
nach Exter, findet sich beim Kolonat Hartwig ein aus Granit ge-
hauener Sessel, dessen Rücklehne drei Fuß Höhe und vier Fuß Breite,
und dessen Sitz zwei Fuß Breite hat. Am oberen Teile der Lehne
liest man: „.....d Horst diesen Stein ernevern lassen anno
1649." Tas erste durch Beschädigung der Lehne unkenntlich ge-
wordene Wort wird Arnold heißen, da ein Arnold Horst im ge-
nannten Jahre Trost zu Vlotho war. Unter diesen Zeilen stehen
drei Wappenschilder, wie sie Ratsherren, Schöffen und Richter im
Siegel haben. Unterhalb dieser Wappen wieder stehen sehr alte
Schriftzeichen, zwischen denen die Ziffern „1584" angebracht sind.
Tie Überlieferung erzählt, Herzog Wittekind habe sich diesen Sessel
errichten lassen, um hier zu rasten und die liebliche Gegend zu
beschauen; oder Karl der Große und Wittekind hätten sich über
diesem Stein die Hände zur Versöhnung gereicht, andere meinen, an
diesem Stein sei jährlich ein Frei- oder Femthing gehalten worden,
zu dem alle Bewohner der Umgegend sich zu versammeln hatten.
Hinter einer Linde war ein großer, runder, hartgetretener Platz,
auf dem die Angeklagten standen, und in dessen Nähe ein anderer,
mit Bäumen bepflanzter für Richter, Schöffen und Volk. Andere!