1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Westhälfte des Kreises wird von den Ämtern Havixbeck
und Nottuln ausgefüllt. Beide liegen in den Baumbergen, der
eine nördlich, der andere südlich. Havixbeck mit 2615 Einwohnern
ist Amtssitz und Pfarrort und hat weit bekannte Sandsteinbrüche.
Sehenswert sind die Kirche und eine Kapelle mit einem Mutter-
gottesbilde, zu dem früher viel gewallfahrtet wurde. In der nahen
Bauerschaft Tilbeck ist die Anstalt „Maria-Hils" für Fallsüchtige.
Noch sei die malerische Ruine Sophienburg und das freiherrlich
Twickelsche Schloß erwähnt.
Nottuln, eine Landgemeinde mit 3846 Eingesessenen, hat seinen
Namen von Nußbaumwald; er weist auf Wodan hin, dem der
Nußbaum geheiligt war, wie denn auch die heutige Gemeinde, früher
Nout (= Nuß) lon (— Wald), zahlreiche alte Götterstätten birgt.
Daß unsere Vorfahren hier zum Götzendienste zusammen kamen,
wird für den Bischof Ludgerus wohl die Veranlassung gewesen sein,
eine mit einem Kloster vcrbundene Kirche zu gründen als eine
Pflanzstätte des Christentums. Das Kloster, ein adliges Damenstift,
wurde 1812 aufgehoben. Die stattlichen Gebäude sind noch ziemlich
erhalten und liegen in der Nähe der schönen gotischen Kirche; sie
dienen jetzt zu Mietswohnungen für die Post und den Arzt. Die
Sage erzählt:
Als die Franken mit den Sachsen Krieg führten, wohnten auf
ihrer Burg Nottuln zwei Brüder, die Edelinge Roibart und Lui-
bert. Nach der Schlacht bei Bocholt, in welcher die Sachsen unter-
legen waren, sammelten diese sich aufs neue auf dem Koesfelder
Berge, um den eindringenden Franken Widerstand zu leisten, unter
ihnen auch die beiden Brüder. Aber sie wurden abermals ge-
schlagen. Roibart geriet in Gesangenschast, und Luibert rettete
sich mit genauer Not, aber schwer verwundet, in seine Burg. Hier
wurde er von den siegreichen Franken belagert. In der Nähe der
Burg lag ein dem heidnischen Gotte, tds Gathon (dem Gotte)
geweihter Wald, Sytheri, und in demselben eine heilige Quelle,
deren Wunderkraft vielfach erprobt war. Um die schweren Wunden
ihres Gemahls in dem heilkräftigen Wasser zu waschen, trug die treue
Burgfrau denselben heimlich zur Nachtzeit durch die Feinde hindurch