1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Land- und Pfarrgemeinde Bork von 2526, Alt-Lünen von
1566, darunter 153 evangelisch, und Salm von 1789 Eingesessenen
aus. Olfen, in fruchtbarer Gegend, hat eine Kirche, die bereits
im 9. Jahrhundert, als der heilige Vitus, ihr Patron, ins Land
kam, gegründet wurde. Nahe bei dem Orte führt der Dortmund-
Emskanal vorbei mit seinen sehenswerten Schiffshebewerken.
Bei Bork ragt in schöner, waldreicher Gegend das Schloß Kap-
penberg empor und gewährt eine herrliche Aussicht in das Lippethal,
zu dem Schloß gehört eine bedeutende Bierbrauerei. Kappenberg
war einst eines der reichsten Klöster Deutschlands. Früher als
sächsische Beste von Karl dem Großen besetzt, wurde sie darauf der
Haupthof einer Grafenfamilie, die mit ihrem Gefolge von Dienst-
und Lehnsmannen von bedeutendem Gewichte in den Wirren der
Sachsenkriege mit Heinrich Iv. war. Aber obwohl ihre Stellung
sie zu Fehden und Blutvergießen zwang, hatte doch stets ein from-
mer Sinn in ihrem Hause geherrscht. Graf Hermann war sogar
als Wunderthäter geehrt; in seinen Enkeln Gottfried und Otto,
den letzten Grafen, kehrte erhöht die Denkart Hermanns wieder.
Die Knaben wurden mit zwei Schwestern und einer Base Gerberge
von einem Priester Wiechmann in strenger Gottesfurcht erzogen.
Als sie erwachsen war, empfing Gerberge im Kloster Unserer
lieben Frauen zu Münster die heilige Weihe. Gottfried aber
nahm, als er Graf geworden, die schöne Jutta von Arnsberg
zum Gemahl und führte sie unter glänzenden Ritterspielen auf
Kappenberg ein. Er liebte sie und ließ sich dort von ihr fesseln,
bis der Name des heiligen Norbert, der in Köln eingezogen war,
ihn in die heilige Stadt am Rheine lockte. — Gottfried war
frohen Mutes in Köln eingeritten, als er aber die Predigt des
wunderbaren Mannes gehört hatte, kehrte er gesenkten Hauptes
und mit von Sündenbewußtsein beklommener Brust wieder heim.
Sein Entschluß stand fest: er wollte aus seinem Hause ein Kloster
stiften, all sein Gut dazu thun und selbst ein Mönch werden,
auch sein junges, blühendes Weib von sich senden. Als er
zu Hause seinen Vorsatz verkündete, fand er überall den heftigsten
Widerstand. Sein Weib weinte, sein Bruder schalt ihn heftig, die