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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 391

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 391 — sogleich erzählt wird, daß der Koch in einem Fische den Schlüssel gesunden hätte. Liudger läßt sich den Schlüssel zeigen, sieht, daß es eben der Schlüssel zu jenem Gefängnis ist, und erkennt in dem Wiederfinden ein Zeichen, daß Gott sein Gebet um Be- kehrung jenes Sünders erhört habe. Dieser wird alsbald mit der Ermahnung, fortan nie mehr zu fluchen, sondern bei jeder Witterung Gott zu loben, in Freiheit gesetzt. Der Mann hat die Ermahnung stets treu befolgt. Eines Abends ging der Bischof, um die freie Natur zu ge- nießen, auf den sogenannten Billerbecker Berg. Da fand er mitten im Mulde ein kleines erbärmliches Häuschen, und als er näher kam, sah er eine Frau in der Thür stehen, welche sehr schmutzig gekleidet und im Gesichte ganz schwarz war. Er ging hinein und fragte die Frau nach dem Grunde ihrer Unreinlichkeit, worauf diese ihm antwortete: „Herr, der Brunnen, den du hier siehst, ist ausgetrocknet, die ganze Gegend ist wasserleer, und ich weiß nicht, wo ich mich waschen soll!" Kaum hatte die Frau ausgeredet, so ergriff Ludgerus mit den Händen zwei Gänse, welche eben neben ihm standen, warf diese in den ausgetrockneten Brunnen und sprach: „Diese Tiere werden sich durch die Erde einen Ausgang suchen; gebt genau acht, wo sie wiederum zum Vorschein kommen, und grabet an dieser Stelle einen Brunnen, welcher euch Wasser geben wird in Fülle, und der, so lange die Welt steht, nicht versiegen soll!" Die Gänse arbeiteten sich täglich in die Erde hinein, gruben sich durch den ganzen Berg hindurch und kamen am anderen Morgen, zum Erstaunen der Leute, in Billerbeck aus der Erde hervor. An der Stelle aber, wo sie ans Licht kamen, entstand eine herrliche, klare Quelle, welche gegenwärtig noch reichlich fließt und der Ludgerus-Brunnen genannt wird. Das Bildnis des heiligen Bifchofs steht in Stein darauf abgebildet, wie er in der Hand seinen Bischofsstab trägt und mit der anderen auf den Berg hinzeigt, woher die wunderbare Quelle entstanden ist. Auf dem Billerbecker Berge selbst steht gleichfalls an der Stelle, wo ehemals der vertrocknete Brunnen war, Ludgerus in Stein abgebildet, wie er im Begriffe steht, die Gänse in den Brunnen zu werfen.
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