1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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4. Das Herzogtum Westfalen nebst der Grafschaft Arnsberg
und die Kreise Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe.
1) Aus der Geschichte des früheren Herzogtums Westfalen
nebst der Grafschaft Arnsberg bis zur preußischen Herrschaft.
Das Herzogtum Westfalen wurde 1180 als ein Bestandteil
des alten Herzogtums Sachsen, nach dem Sturze seines Herzogs
Heinrich des Löwen gebildet. Zum neuen Herzoge wurde der Erz-
bischos von Köln, Philipp von Heinsberg, in dem Berglande an
der obern Ruhr und Lenne, in dem sogenannten Sauerlande, in
dem seine Vorsahren schon in der fränkischen Zeit einzelne Be-
sitzungen, z. B. Soest, Werl, Medebach, Attendorn, erworben hatten,
gegen eine Zahlung von 80 000 Mark von Friedrich Barbarossa
ernannt und vereinigte es als den Hauptbestandteil des westfälischen
Niederstifts mit dem Kurfürstentum Köln.
Der bedeutendste Kurfürst des Herzogtums Westfalen war un-
streitig Engelbert der Heilige, der letzte Sprößling der alten Grafen
von Berg. Er war 1216 eben zum Erzbischof von Köln erwählt
worden, als sein Bruder, Graf Adolf V. von Berg, das Kreuz
nahm und zum gelobten Lande zog. Während der Abwesenheit
desselben herrschte Engelbert im bergischen Lande und behielt auch
die Zügel der Regierung noch in Händen, als Adolf V. vor Damiette
in Ägypten gefallen war (1217), obschon seine Nichte Irmgard
herangewachsen und bereits mit dem Grafen Heinrich von Limburg
(an der Maas) vermählt war. Engelbert war mit vortrefflichen
Herrschergaben ausgerüstet. Sein äußerer Anstand war ehrsurcht-
gebietend; von seiner Leutseligkeit war jeder hingerissen, der ihm
nahte; seiner Beredsamkeit konnte niemand widerstehen. Unver-
drossen arbeitete er für das Wohl seines Landes und gab allen
seinen Unterthanen ein leuchtendes Beispiel rastloser Thätigkeit und
gewissenhafter Pflichterfüllung. Darum blühten unter seiner Re-
gierung die Städte und Dörfer; der Landmann baute fröhlich seinen
Acker, der emsige Handelsmann zog heiter seine Straße; denn keine
Räuberhorde wagte es, die Thäler des Landes zu betreten.