1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Er ist ganz gebirgig. Im Norden erstrecken sich die Briloner Höhen,
im Süden lagert sich das Winterberger Hochland mit dem höchsten
Punkte der Provinz, dem Kahlen Astenberge, und andern bedeu-
tenden Gipfeln. Im Kreise entspringen und fließen dahin die Ruhr
mit ihren Nebenflüssen Möhne und Lenne. Die Neger, ein Neben-
fluß der Ruhr, gehört ganz dem Kreise an. Zur Eder fließen ferner
ödeborn, Nuhne und Orke. Im Nordosten des Kreises strömt die
Diemel und nimmt hier die Hoppecke auf.
3/s des Bodens ist Ackerland, 2/5 Waldung, 1/i2 Wiese. Der
Kreis erzeugt Rindvieh und Schafe, Holz, Eisen-, Blei- und
Kupfererze, Gips, Eisen-, Woll- und Holzwaren, Pulver, Papier.
Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 39141, von denen 37 235
katholisch, 1299 evangelisch, 697 jüdisch, in 3 Bürgermeistereien:
Brilon, Obermarsberg, Winterberg, in 6 Amtern: Niedermars-
berg, Thülen, Bigge, Niedersfeld, Hallenberg, Medebach mit
57 Landgemeinden und 1 Gutsbezirke Alme.
Die Kreisstadt Brilon mit 4614 Bewohnern, von denen 4366
katholisch, 249 evangelisch, 68 jüdisch, an der Quelle der Möhne
455 in hoch gelegen, hat ein Amtsgericht und Gymnasium. Der
Erwerbszweig der Stadtbewohner ist Ackerbau, trotz der zwar aus-
gedehnten, aber wegen seiner Höhenlage wenig ertragssühigen Feld-
flur; auch findet sich dort Bergbau und Hüttenbetrieb auf Eisen,
Galmei und Blei; sowie Salpeter-, Pulver- und Pseifenfabrikation.
Sehenswert ist die inmitten alter Bäume gelegene Pfarrkirche in
teils romanischem, teils gotischem Baustil und mit ihrem 69 m
hohen massigen Turme, der an die Soester Patroklikirche er-
innert. Karl der Große soll sie schon gegründet haben, so daß
1777 ihr tausendjähriges Jubiläum gefeiert wurde. Vor ihr steht
das Rathaus, schmal und niedrig, aber dasür um so tieser. Zwei
gedrückte Spitzbogen bilden eine kleine Vorhalle und gehören der
Mitte oder dem Ende des 13. Jahrhunderts an, während die
Fassade und die Fensteröffnungen weit neuerer Zeit sind. Be-
achtenswert ist serner der sogenannte „Kump", ein aus großen
Steinfliesen gebildetes Rund, ein Wasserbehälter mit einer in ihn
mündenden Leitung; eiserne Reisen halten die mit verwischten