1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dann begann das Stürmen. Am 20. Juli, nachmittags 3 Uhr,
zog des Bischofs Volk mit flatternden Fahnen, unter schrecklichem
Schlachtruf und kriegerischem Getöse heran. Leitern, auf denen
vier Mann neben einander emporsteigen konnten, wurden an die
Stadtmauern gelegt; in Scharen klimmte das wilde Volk des
Bischofs hinan. Aber da standen fest auf der Mauer die Männer,
fingen mit Schilden und Ledersäcken die feindlichen Geschosse auf
und entsendeten von ihren Armbrüsten schwere Bolzen und aus
ihren Hakenbüchsen tätliche Kugeln. Da standen neben ihnen die
mutigen Weiber und stürzten einen Hagel schwerer Steine, ge-
schmolzenes Blei, siedendes Wasser, glühenden Kalk und brennendes
Pech auf die Stürmenden hinab. So kam es, daß der Sturm
vergeblich blieb. Endlich machte sich der Erzbischos mit den Seinigen
bei der Nacht heimlich auf und davon. Seine Bundesvölker über-
ließ er ihrem Schicksale. Der Herzog Johann aber wies den Rat,
die ermatteten und hungernden Feinde aufzureiben, großmütig und
edel zurück, wurde dafür von ihnen in ihrem Lager freudig begrüßt
und gestattete ihnen freien Abzug durch seine Lande. Die Fehde aber
währte noch bis 1449. Da wurde dem Papste die Entscheidung
anheimgegeben, wem Soest gehören sollte, und dieser entschied, sie
verbleibe sür immer in der Schirmherrschaft des Herzogs Johann
und seiner Nachkommen. Das bestätigte der Kaiser, und so hatte
sich Erzbischos Diedrich umsonst arm gemacht, und die Soester
hatten ihr Recht gewahrt.
Die Reformation begann in Soest bereits 1526. Johann Kamp
von Osnabrück war hier der erste evangelische Prediger. 1530 kam
der aus Lippstadt verwiesene Gerhard Omiken nach Soest und trug
durch die neue Kirchenordnung, die er wie früher sür Lippstadt,
so jetzt für Soest verfaßte, nicht wenig zur Befestigung der evan-
gelischen Lehre bei.
Mit der Mark überhaupt ging auch Soest in den branden-
burgischen Besitz über. Wie sehr auch später noch die Stadt ihre
Selbständigkeit zu wahren wußte, möge folgende Erzählung aus
der Zeit Königs Friedrich Wilhelm I. zeigen: