1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zur Antwort: „Der kürzeste Weg geht durch den Berg. Hier ist
der Eingang! Doch damit du nicht irre gehst, so nimm diesen
Fuchs mit dir; du brauchst dich nur an seinem Schwänze fest-
zuhalten, so bringt er dich sicher ans Ziel!" Unser Wandersmann
befolgte den Rat und kam in die Klütert. Nicht immer konnte er
aufrecht gehen, manchmal mußte er auf allen Vieren kriechen;
immer hielt er jedoch den Fuchsschwanz fest. So sah er endlich
den Ausweg schimmern.
Da aber hörte er Plötzlich ein sonderbares Geräusch. Vorsichtig
streckte er seinen Kopf heraus; und wie erschrak er, als er dicht
vor sich im grünen Rasen einen gewaltigen Riesen sah, der sich
im Schlaf geschüttelt hatte! Rasch versteckte er sich in den Felsen-
spalten der Höhle, doch so, daß er den Riesen immer im Auge
behielt. Der erwachte mit großem Geschnarche, richtete sich auf,
— er war wohl sieben Ellen hoch! — reckte sich und stöhnte, daß
die Felsen wiederhallten; dann schritt er zur nahen Quelle, füllte
sein mächtiges Horn und nahm seinen Mittagstrunk. Endlich aber
wendete er die Nase nach allen vier Winden. „Es muß ein Mensch
in der Nähe sein," sprach er bei sich, doch so, daß der arme Wicht
in der Höhle jedes Wort verstehen konnte; „wie gut sollte er mir
schmecken, wenn ich ihn nur hätte! Hungrig bin ich ja doch noch;
die drei Häschen, die ich heute erst gespeist, haben mich noch nicht
satt gemacht." Er fing an zu suchen und stöberte zwischen allen
Felsen umher; nur dachte er nicht daran, in die Höhle zu blicken.
Denn daß da der Mensch zu finden sein könne, siel ihm nicht ein.
So entging ihm die Beute. Er wußte sich endlich vor Zorn und
Wut nicht mehr zu lassen,. riß Bäume aus mit ihren Wurzeln und
wälzte sie den Berg hinab; auch mächtige Steinblöcke riß er los
und schleuderte sie ins Thal.
Bis dahin hatte der arme Hans immer noch seinen Fuchs
festgehalten; als er aber das gräßliche Getöse vernahm und den
Grimm des Riesen sah, erschrak er so, daß er den Fuchsschwanz
fahren ließ. Der Fuchs ließ sich's nicht zweimal sagen, daß er
nun frei sein solle; voller Freude sprang er aus der Höhle heraus
und an dem Riesen vorbei in den Wald. Der lief mit großen