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1. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 31

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Vorderindien und Ceylon. Dekhan ist, beweist der Umstand, daß das Kamel im Innern als Reit- und Lasttier verwendet wird. Nur die Ostabhänge der Westghats und die Ostküste sind feuchter. Als merkwürdigste Charaktertiere Südindiens und Ceylons sind aber die Lemuren oder Halbaffen hervorzuheben, die sonst nur noch auf Madagaskar, in: äquatorialen Gstafrika und auf den malayischen In- seln zu finden sind. Selbst die Bevölkerung Dekhans, die Drawida, werden von vielen Völker- kundigen der malayischen Völkergruppe zugerechnet, wie die L)ovas auf Madagaskar. Die Singhalesen (S. ^07) auf Ceylon dagegen verraten arischen Linfluß. So erscheint denn vor- derindien seiner Natur und Entstehung nach als ein losgetrenntes Stück Afrika. Mehr noch als die tropischen Fruchtgefilde Hinterindiens und der malayischen Inselflur, in deren Besitz sich heute Engländer, Franzosen und Holländer teilen, war das Wunderland Indien der Magnet für die erobernden Völker des Nordens. Um das Jahr 2000 v. Chr. drangen die arischen Inder aus dem rauhen Pamirhochland ein und verdrängten die.dunkle drawidische Urbevölkerung nach dem Dekhan. Alexanders verheißungsvolles Ziel war Indien. Im Jahrhundert dann unterwarf der Mongolenfürst Timur oder Tamerlan, der gewal- tige Beherrscher fast ganz Asiens, Vorderindien, und sein siegreicher Nachkomme, Baber, grün- dete J505 das berühmteste Reich der Neuzeit Indiens, das Reich des Großmoguls, und schuf in Lahore, seiner prunkvollen Residenzstadt und dem Mittelpunkte des indischen Islam, jene Wunderwerke indischer Baukunst, Moscheen, Minarets, Paläste, Gärten und Wasserwerke, die heute noch die Welt staunend betrachtet. Nahezu gleichzeitig (^98) landete in Kalikut der kühne Portugiese Vasco da Gama, der die europäische Invasion in Indien eröffnete. Ungleich erfolgreicher, wenn auch weniger glanzvoll als die mohammedanische im Norden, verbreitete sie sich allmählich über die ganze Halbinsel und deren Nachbargebiete, um mit der Vereinigung sämtlicher britischen Besitzungen in Südasien unter dem Namen Kaiserreich Indien abzuschließen. Indiens Reichtum liegt wie der Chinas im Bodenbau. Unter dem warmen, feuchten Klima gedeiht auf der Halbinsel die Vegetation in einer selbst für die Tropen ungewöhnlichen Üppigkeit. Namentlich wird die Pflanzenwelt der Insel Ceylon von den Reisenden geradezu als eine paradiesische geschildert. Aber auch die Gangesebene zeigt eine wunderbare Pracht der Flora, Hier wächst die Baniane, die indische Feige mit stammartigen Luftwurzeln, und auf den Gewässern schwimmt die heilige Lotosblume. Der Grashalm erscheint in der Form des Bam- bus als hoher Baumstamm, und die Farnkräuter sind so dick wie Fichtenstämme. Von beson- derer Bedeutung ist der Reichtum Vorderindiens an nutzbaren pflanzen. Thee, Kaffee, Baum- wolle, Jute (dschüte), Opium, Indigo, Gewürze, Reis und Weizen liefert es in großen Mengen für den Weltmarkt. In den tropischen Urwäldern leben der Elefant, der gefürchtete Tiger und der Panther, zahlreiche Affen und Vögel. In der heißfeuchten Luft gedeihen viele Reptilien, große Krokodile und giftige Schlangen, die aber keineswegs hier häufiger sind als in anderen heißen Ländern. In den gesegneten Flußniederungen des Nordens begründeten die J^mdu eine eigene Kultur. Sie schufen die brahmanische Religion und bildeten das strenge Kastenwesen aus, nach welchem die einzelnen gesellschaftlichen Schichten des Volkes durch unüberwindliche Schranken voneinander geschieden werden. Ackerbau, Gewerbthätigkeit und Handel war die Haupt- beschäftigung der Hindu. Aber auch Kunst und Wissenschaft blühte bei ihnen. Sie bauten großartige unterirdische Tempel und statteten diese mit mächtigen Bildnissen ihrer Götter aus, sie ersannen herrliche Dichtungen, die Wedas (wedas), und erfanden die dekadischen Ziffern, die uns über den Orient als „arabische" überbracht wurden. Ihr Gewerbfleiß erstreckte sich hauptsächlich auf Metallarbeiten und Kunstweberei. Um so trostloser ist der religiöse Verfall des Volkes in der Gegenwart. „Wer dieses Volk nicht beobachtet hat", sagt Tanera, „ahnt nicht, wie weit Aberglaube und Götzendienst Menschen bringen kann. Hier aber sieht man, daß ein ursprünglich edles Volk wiederum auf einen halb tierischen Stand herabgebracht werden kann. Die Verehrung ,heiliger Kühe' hat Formen angenommen, die den Ekel und Abscheu auch des ungebildetsten Naturmenschen erregen müssen. Und die strenggläubigen Priester gehen darin voran." Äußerer Formendienst hat jede Spur höheren religiösen Denkens und Fühlens ertötet, alles vaterländische Empfinden erstickt und die Hindu zu einem seigen und servilen Volke ge- macht, das den Speichel der Unterdrücker leckt, sich aber nie gegen die europäische Fremdherr- Ichaft auflehnen wird. Die Hindu sind geborne Knechte, hinterlistig und falsch, aber nie offen
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