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1. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 53

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die prärte« und Steppenregion. 53 „Die Prärien", fährt Friedrich Ratzel fort, „sind wiesen, ebensowohl durch die Armut von Bäumen und Sträuchern als durch den Reichtum an Gräsern, aber es sind ganz besonders kraut- und blumenreiche Wiesen. Ihre Kräuter, die eigentlichen Präriepflanzen, sind im allgemeinen große, starke Gewächse, nicht selten harzreich, mit dicken, großen Blättern und her- vorstechenden Blüten. Die Kompositen (Korbblütler) und die Leguminosen (Hülsenpflanzen) sind am stärksten unter ihnen vertreten. Die Kompaßpflanze (Silphium laciniatum) soll die Ränder ihrer breiten, dicken, bis 2k m langen Wurzelblätter unveränderlich nach Norden und Süden kehren. Die Turbanblumen (Pentalostemon- Arten) gehören mit ihren großen, weißen und purpurnen Blütenbüscheln zu den schönsten Prärieblumen. Neben ihnen sind unter den farbengebenden Blütenpflanzen die Prärie-Erbse (Astragalus mexicanus), die wilde Hya- zinthe (Scilla fraseri), Malvenmohn (Malva Papaver), die rosenrote Mimose Sensitive (Mimosa pudica) und der Distelmohn (Argemone mexicana) hervorzuheben. Unter den Farben dieser Blüten sind Blau, Rot und Gelb in leuchtenden Tönen vertreten, und man sagt, daß im ersten Frühling pfirsichrot, später Blau, dann Gelb vorwiege. Dem ungewohnten europäischen Auge sind wenigstens im Sommer und Herbst die zahlreichen leuchteud blutroten Blüten der Prärie am ausfallendsten, da es an diese Farben wohl durch Klatschrosen und Adonis in den Getreide- feldern, nicht aber in den Wiesen bei uns gewohnt ist." Auch die Tierwelt hat in der Prärie ihre eigenartigen Vertreter. Freilich der hervor- tretendste derselben, der Büffel (Bos americanus), der einst die riesigen Weidegebiete zwischen Mississippi und Felsengebirge in zahllosen Herden erfüllte, ist nahezu gauz ausgerottet und auf ca. 200 Exemplare im Nationalpark beschränkt. Gewaltig, aber entsprechend dem ausgepräg- ten Wurzelleben der westlichen Steppenflora ist vor allem das Heer der Nager. Wir nennen den Präriehund, das zierliche Erdeichhörnchen, die Känguruhratten, einige Hasen und sehr zahlreiche Mäusearten. Die Felsengebirgsprovinz samt ihrem Vorlande gilt als das Paradies der Klapperschlangen, von den sehr zahlreichen Reptilien verdienen das giftige Gilamonster, eine Lidechse, die Hörnerkröte und mehrere Iguanas Erwähnung. Das ungestörte Stillleben der Tierwelt in der Prärie hat längst den gewaltsamen Eingriffen des Beherrschers der Erde weichen müssen. Rasch weicht der „grüne Ozean" vor der Kultur zurück, denn wie der Tschernosem Südrußlands besitzt die Prärie weithin den vorzüglichsten Ackerboden. Das Schwert hat Indianer, Büffel und Wölfe verschwinden lassen, der Pflug aber die verborgenen Schätze der Erde gehoben. Ungeheure, ehedem wüstenhaft scheinende Ländereien sind durch den Fleiß der Farmer urbar gemacht und in gesegnete, gartengleiche Gegenden verwandelt worden; und wo vor wenigen Jahrzehnten noch die ochsenbespannten Karren der Squatters nach dem „wilden Westen" hinkrochen, durchfliegen Expreßzüge mit Pullmanschen palastwagen das Revier. In der That, hier erkennt man handgreiflich, daß die Weltgeschichte bisher kein Land und kein Volk aufzuweisen hat, dessen riesenhafte kulturelle Entwicklung sich mit Amerika zu vergleichen vermag. Das gewaltigste Hilfsmittel hierbei war die Eisenbahn, die in Amerika nicht wie bei uns der Kultur folgt, soudern ihr voraneilt. Kein Land der Erde hat ein so ausgebreitetes Bahnnetz wie die vereinigten Staaten von Nordamerika, keines schnellere und pompösere Eisenbahnzüge. Mit dem weiteren Vordringen von: Mississippithale gegen Westen schwindet allmählich die grüne, fruchtbare Prärie, und mit der kaum merklichen Erhebung des Landes zur Hoch- ebene beginnt die trockene, gelbe Steppe mit der ihr eigentümlichen Heideflora. Artemifien (Beisußarten) und Thenopodien (Gänsesußarten) walten vor. Der strauchartige Wermut ist in solchem Grade die häufigste pflanze dieser Steppen, daß diese selbst im Volksmunde den Namen Wermut-Ebene (Lage Plains), Artemisia plains, trägt. Hier bedeckt trockenes, zu- sammengeschrumpftes Büffelgras den Boden (meilenweite Strecken entbehren auch dies, denn die Sonne hat es versengt), dort sind weite Flächen weiß wie Schnee, Ausblühungen des salzhaltigen Bodens. Dann und wann taucht aus den meeresgleichen Flächen ein Hafen, eine „Präriestadt" mit den klangvollen Namen Paris, London, Florenz ic., es find einzelne Häuser, aus Latten zusammengefügt, so daß man sie ost auf einen Wagen verladen und in eine andere „Stadt" transportieren kann. Aus gar manchen dieser Dörfer sind ansehnliche Städte gewor- den, viele verschwinden wieder von der Bildfläche (Hesse-Wartegg).
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