1901 -
Leipzig [u.a.]
: Bibliogr. Inst.
- Autor: Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
60 Amerika.
Seen in Schiffahrts- und in mehrfacher Eisenbahnverbindung. So erscheint sie vortrefflich
zum Sitze der Zentralregierung geeignet und zugleich dazu bestimmt, eine namhafte Rolle als
Handelsplatz zu spielen.
Stromabwärts folgt die Provinz (Quebec (S. \82), mit der Hauptstadt Montreal, der
größten Stadt Kanadas (2\7,000 Einw.), deren Bevölkerung etwa zur Hälfte aus Franzosen
besteht. Der Boden ist hier weniger ergiebig als in (Dntario; aber das ungemein malerisch
gelegene „kanadische Gibraltar", wie (Quebec genannt wird, ist sowohl das erste militärische
Bollwerk der Engländer in Kanada, als auch der erste Hafen im transozeanischen Verkehr.
Als gewaltiger Wellenbrecher liegt vor dem Lorenzgolf die Insel Neufundland mit
den Neufundlandbänken, deren Reichtum an Fischen und Robben seinesgleichen nicht mehr auf
der Erde findet. Während der Fischereisaison (Juni bis August) sind über ^00,000 Fischer
aus Amerika, England und Frankreich an den Austen der Insel versammelt, und so begreift sich
die Entstehung der Stadt St. Johns (S. \82) mit 30,000 Einwohnern. Nordostlabrador
enthält nur einige Eskimodörfer und Herrnhuterkolonien, deren Bewohner ein armseliges Da-
sein führen. In der Geschichte der Entdeckung Amerikas aber gewann das Land dadurch hohe
Bedeutung, daß es, dank seiner Europa zunächst gelegenen Rüste zur ersten Entdeckung der
Neuen Welt durch die seetüchtigen Normannen um das Jahr J000 führte.
Die West- und Nordterritorien gelten noch als eine Wald-, Felsen-, Sumpf- und
Wasserwildnis, in denen eine kleine Zahl von kupferfarbigen und weißen Pelztierjägern ihr
Wesen treiben, und in denen einige Blockhausforts (S. \83) die einzigen Stätten zivilisier-
ten Handels und Wandels sind. In den Felsengebirgen, die in fjordreicher Steilküste zum
Stillen Ozean abfallen, und auf den unwirtlichen Flächen hausen noch Bären und Wölfe, der
Moschusochs, Polarfuchs, Polarhase und das Hermelin, das wertvollste unter allen Pelztieren
der arktischen Welt. Wie Sibirien, so scheint auch diesem Gebiete für die Unwirtlichkeit seiner
Lage ein Ersatz in dem vorkommen großer Edelmetalllager geworden zu sein. In Klondyke in
Britisch-Columbia wurden in der jüngsten Zeit große Goldfunde gemacht, und wenn man
den letzten Zeitungsnachrichten hierüber glauben darf, scheint dieses Goldfeld eines der reichsten
zu sein, von denen man je gehört hat. Es soll an der Grenzscheide von Alaska am Z^ukon
Hunderte von englischen Meilen umfassen.
8. Grönland.
Es ist eine der auffallendsten Eigentümlichkeiten des nordamerikanischen Halbkontinents,
daß seine stärkste horizontale Gliederung im Norden liegt, und zwar in Breiten, die eine wirt-
schaftliche Ausnutzung dieser sonst so kulturfördernden Naturgabe wohl für immer ausschließt.
Hat doch bis jetzt nur eine einzige Expedition die Inselwelt der sogenannten nordwestlichen
Durchfahrt oder vielmehr Durchfahrten, denn es sind deren vier, wirklich durchkreuzt, die
des Engländers Mac Clure ^830—5h, eine der 20 Expeditionen, die ausgeschickt wurden,
das Schicksal des berühmten Polarforschers Franklin zu erkunden, der samt seinen Teilneh-
mern, wie sich erst in den sechziger und siebziger Jahren ergab, ^8^8 auf King William-Land
zu Grunde gegangen war.
Der größte Bestandteil des arktischen Archipels bildet die Insel Grönland, fast ein kleiner
Kontinent im Umfange von etwa 2 Millionen czlcm. Seine Europa zugewendete Küste ist am
schwersten zugänglich, die eine polare Strömung führt fast undurchdringliche Mengen Packeis
herab. Die Westküste an der Davisstraße dagegen begleitet ein schmaler bewohnbarer Küsten-
strich, der sich im Sommer mit grünem Nasen überzieht. Hier und an der Südküste liegen die zu
Dänemark gehörigen Eskimoniederlassungen Friedrichshaab mit 900, Godthaab mit J000 und
Upernivik (S. J88) mit 800 Einwohnern. Die Gesamtzahl der Küstenbevölkerung beträgt
nach der Zählung von ^890: 10,5^6 Einwohner, darunter etwa 300 Europäer. Die Haupt-
nahrung der Grönländer liefert das Meer, das sie zu tüchtigen Seefahrern erzogen hat. Das
enge Zusammenleben in der monatelangen Winternacht hat sie gutmütig gemacht. Ihre Der-
kehrsbeziehungen zu Europa sind nicht unbeträchtlich. Alljährlich kommen zur Sommerszeit
Schiffe von Kopenhagen, um allerlei europäische Waren zu bringen und die angesammelten