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1. Bilder-Atlas zur Geographie von Europa - S. 17

1897 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die Gftalpen. \7 ihre strenge Individualisierung erscheint als das hervorstechendste orographische Merkmal dieses Gebietes. Die Anordnung der südtirolischen Dolomiten bringt es mit sich, daß auch die Thalbildung jener Regelmäßigkeit entbehrt, die die nördlichen Ralkalpen und die Zentral- alpen auszeichnet. Den Südtiroler Dolomiten solgen weiterhin im Osten die Rarnischen Alpen (S. 75), die Rarawanken, dieiulischen Alpen, dann das breit hingelagerte Plateau des Rarstes (£>.75), der bereits den Übergang zu den Dinarischen Alpen im Westen der Balkanhalbinsel bildet und in schroffen Wänden zum Golf von Trieft und zur Ostküste der Adria absällt (S. 76). Der Rarst ist das klassische Land der Döhlen (Adelsberger Höhle und St. Tanzianer Grotte), der unter- irdischen Flüsse (Grotten der Rekka bei 5t. Tanzian), der periodischen Seen (Zirknitzer See), der steinbesäten Hochflächen und der Dolmen. Der Wald fehlt, nur einzelne Strecken sind erst seit kurzem in der Aufforstung begriffen. Bestimmend sür das Landschaftsbild des Rarstes sind neben der karren- und schrattenartigen Ausbildung des Gesteins die Dolmen, mehr oder minder trichterförmige Linfenkungen von wechselnder Größe, mit denen der ganze Rücken des Rarstes übersät ist. Diese Trichter sind die vornehmste Veranstaltung der Natur, um das öde Felsterrain überhaupt bewohnbar zu machen. Sie sind von den umgebendenhöhen gegen die rauhe Bora geschützt, hier häuft sich die von den Gehängen weggewaschene Fruchterde an, hier liegen größere Ackergefilde und Dörfer. Die beiden Ralkzonen der 2llpen setzen sich in den anschließenden Gebirgen fort: die süd- liche im dalmatinischen Gebirgslande, die nördliche in den Rarpathen. Die Zentralzone der 2llpen aber sinkt an großen Brüchen in die Tiefe, so daß schließlich nur noch einzelne Ruppen des untergegangenen Gebirges aus den jugendlichen Bildungen des ungarischen Tieflandes aufragen. Diese in tief eingreifenden Buchten verlaufenden Abbrüche, die man in treffender Weise Resselbrüche genannt hat, bilden heute das Wiener Becken, den flachen Neusiedler See in Ungarn und die große Tieslandbucht von Graz (S. 76). Wie außerordentlich verschieden nun auch die einzelnen Gebiete der Alpen unter sich sein mögen, als Ganzes bilden sie zweifellos eine große, geschlossene Natureinheit, von deren ge- waltigen Wirkungen ihre gesamte Lebewelt lautes Zeugnis ablegt. Von den natürlichen Stufen des Pflanzenlebens in den Alpen haben wir bereits ein flüchtiges Bild zu zeichnen ver- sucht (s. oben, S. \2). An charakteristischen T i er gestalten sind zu nennen: die Gemse (S. 79), der Steinbock, der jetzt nur mehr aus die Savoyer Berge beschränkt ist, das Murmeltier (S. 79), noch häufig in den Rönigsseer Gebirgen, und der Steinadler (S. 80), der in der Schweiz und im angrenzenden 2llgäu vorkommt. Selbst der Mensch, der Beherrscher der Schöpfung, vermag sich des machtvollen Einflusses der Alpen nicht zu entziehen, und zahlreiche Erscheinungen seines Lebens und Schaffens wie seiner Geschichte bekunden seine 2lbhängigkeit vom Hochgebirge. 2lllerdings vermochten die Alpen infolge ihrer außerordentlichen Durchgängigkeit den Bewegungen der Völker keine voll- kommene Schranke zu setzen. Rein Gebirge der <£rde vermag dies. Aber alle Versuche, zun: Zwecke dauernder Besitzergreifung über die Naturgrenze des Hochgebirges hinauszugehen, mußten scheitern; das römische Weltreich, wie das heilige römische Reich deutscher Nation gingen an diesen Vergewaltigungen der Natur zu Grunde. Thatsächlich sind die Alpen eine mächtige Scheidewand der Nationalitäten geblieben, und die Vielsprachigkeit der2llpenländer ist die Folge hiervon. Der steinige Boden und die Rauheit des Rlimas infolge der Höhenlage be- Ichränken den Getreidebau in den 2llpen auf ein sehr geringes Maß und bedingen vorzugsweise Wiesenkultur und Viehzucht nebst Waldwirtschaft. Darum ist die Dichte der Besiedelung gering mit 2lusnahme der tiefgelegenen, klimatisch begünstigten Thäler vorzugsweise in den Südalpen. Einzelsiedelung herrscht vor. Die Städtebildung ist wie überall so auch hier an die großen Verkehrslinien gebunden. Nur der Verkehr schafft Städte. Daher treffen wir die bedeutendsten 2llpenstädte an den Enden wichtiger Paßstraßen, so Innsbruck (S. 69), Bozen, Luzern, Thür, oder am Gebirgs- rande, wo die Produkte der angrenzenden Gebiete umgesetzt werden, so Wien (S. 8j u. 82), dessen Entwicklung freilich auch noch andere Umstände beeinflußten, Salzburg (S. 77), Graz (S. 76), Rosenheim, Russtein, Füssen; ferner an Sitzen der Industrie, wie Berchtesgaden, Partenkirchen, Gröden, Eisenerz (S. 3^); in der Schweiz an den großen Randseen, die einigende A. Geistbeck, Geogr. Bilder-Atlas, Europa. 2
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