1897 -
Leipzig [u.a.]
: Bibliogr. Inst.
- Autor: Geistbeck, Alois
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
^ Xi. Die Balkanhalbinsel.
Daher sind die Städte an die Rüste zusammengedrängt. Am Fuße des Ätna (5. J5jq, der den
Vesuv um das Dreifache überragt, liegt Tatania, an der Meerenge zwischen der Insel und
der Halbinsel, Messina, und im Norden an einer herrlichen Bai die Hauptstadt des Landes,
Palermo (5. \5ö), überragt von der plumpen Felsgestalt des Monte pellegrino (600 m).
So vereinigen sich an den sizilischen Gestaden die Reize der Gebirgswelt mit der glanzvollen
Schönheit des Meeres und mit der üppigen Pracht südlicher Vegetation, um Landschastsbilder
hervorzuzaubern, die wohl nur von wenig Gegenden der Welt übertroffen werden.
Xi. Vir Vmanhawinsel.
«Line Küstenfahrt vom Golfe von Tuarnero, in dessen Hintergrund sich die ausblühende
ungarische Hafenstadt Fiume erhebt, bis hinab zur Südspitze Griechenlands, wo die Adria in
zahllosen, malerischen Buchten in den Körper der Balkan Halbinsel einschneidet, erschließt
Landschaftsbilder, die an Großartigkeit mit denen Norwegens wetteifern (S. 76). Hier wie
dort umschwärmen das Festland mannigfaltige Gruppen von Eilanden, die Trümmer unter-
gesunkener Gebirge, und hinter ihnen begünstigen geschützte Landungsplätze die Entwicklung
der Schiffahrt in hohem Maße. Aber während die Inseln und Schären Norwegens von den
eiszeitlichen Gletschern blank gescheuert wurden, prangen jene der blauen Adria im wunder-
samen Schmucke der südlichen Vegetation gleich der italienischen und französischen Niviera.
Die drückende Hitze hindert bereits das Fortkommen fast aller mitteleuropäischen Nutz- und
Ziergewächse, der edlen (Dbstarten, Kastanien, Nüsse ic., wogegen der Maulbeerbaun:, Lor-
beer und Oleander, Mandeln und Granatäpfel, Feigen und Melonen, ja an den geschütztesten
Stellen selbst Pinien und Palmen prächtig gedeihen.
Zu diesem merkwürdigen, auch von den Touristen immer begieriger aufgesuchten Gestade
bildet das angrenzende Bergland den denkbar schärfsten Gegensatz. Das Dinarische Falten-
gebirge, das sich durch Dalmatien, Herzegowina, Montenegro (S. \52), Teile von Bosnien und
Albanien hinzieht, ist eine Fortsetzung des Karst und hat alle kulturfeindlichen Eigenschaften
dieses Kalkplateaus: Wasserarmut, Unfruchtbarkeit des Bodens, Flußschwinden, Höhlen, Mangel
an Wald und geringe Zugänglichkeit. Kein Wunder also, daß das Gebirge auch eine poli-
tische Scheidewand geworden und die Küstenvölker eine viel innigere Beziehung in Handel
und Wandel zu Italien als zur Türkei haben. Nur die Narenta hat sich durch diese Kalk-
wüsten Bahn gebrochen, und ihr malerisches Thal vermittelt die Verbindung mit dem Donau-
gebiet und Bosnien. Vorzüglich diesem Umstände ist das Emporkommen Mostars (^2,000
Einwohner, S. J52), der Hauptstadt der Herzegowina, zuzuschreiben.
Ist die Herzogowina wie das Innere Dalmatiens, Montenegros und Istriens ein armes
Karstland, so müssen Bosnien und Serbien als reichbegabte Länder bezeichnet werden,
deren Schätze freilich erst zu heben sind. Die Hälfte des Bodens deckt hier noch War», ein
Dritteil ist fruchtbares Ackerland, dessen Untergrund teils Löß, teils Urgestein bildet. Nur
\6 Prozent Bosniens gehören dem Karstboden an, d. h. sind unproduktiv oder Weidegrund.
Wo die Save mit der Donau sich vereinigt und nach Süden das Thal der Morawa
zum Herzen der Balkanhalbinsel führt, liegt auf beherrschender Höhe am Vereinigungspunkte
von vier Wasser- und Landstraßen Belgrad (55,000 Einwohner, S. J55), einst ein Hauptstütz-
punkt der türkischen Gewaltherrschaft in Europa, jetzt die Hauptstadt des jungen Königreichs
Serbien. Jenseits des Morawathales steigen die Gebirgsfalten des Balkan, des Hämus der
Alten, auf. Er bildet die Fortsetzung der Karpathen und hat mit diesen auch manche Eigen-
tümlichkeit des Baues und der Erstreckung gemein. Sehr allmählich führt der Weg von Norden
her durch Eichen- und Buchenwälder zu seinem flachkuppigen, wiesenbedeckten Kamm (S. J53)
empor, dem hervortretende Höhen wie tiefe Scharten fehlen. Überaus steil bricht dagegen das
Gebirge nach Süden zum tiefgelegenen Maritzathal ab, wo Mais, Wein und Nofenbäume üppig
gedeihen. Der Kamm des Balkans bildet eben wie der der Alpen eine wichtige Grenze des
Klimas und der Vegetation. Nur ein einziger Fluß durchbricht das Gebirge in seiner Breite,