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1. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 52

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
52 und tat alles dafür, um den Baumwollenbau der Eingeborenen durch Einführung und Anpflanzung amerikanischen Samens, durch Gewährung von Vorschüssen an die Grundbesitzer und Kaufleute usw. zu heben. Die Folge dieser jetzt etwa 25 Jahre alten Bestrebungen ist die, daß gegenwärtig 0,6—0,7 Millionen Ballen gereinigter Baumwolle zur Ausfuhr aus Turkestau uach den: europäischen Ruß- land gelangen, eine Menge, die hinreichend ist, um die Hälfte des Baumwollen- bedarfs der russischen Mannfaktnrindustrie zu decken. Dieser Aufschwung der Baumwollenkultur datiert aber von dem Augenblick an, wo die Transkaspische Eisenbahn die alten Baumwollengebiete jenseits des Oxns (Amn-Darja) erreichte. Bis dahin wurde uicht mehr Baumwollenfaser angebaut, als der lokale Bedarf er- forderte, und alle Verbesserungen des Samens, alle Kreditgewährungen und Er- munterungen hätten herzlich wenig zuwege gebracht, wenn nicht durch die Bahn die Möglichkeit des vorteilhaften Absatzes und der Ausfuhr gegeben worden wäre. Die russischen Spinner zahlen die rund 150 Millionen Mark, die sie vorher an amerikanische und ägyptische Plantagenbesitzer entrichten mußten, jetzt an die Bauern in Tnrkestan. Der Reichtum des Landes wächst daher in merklicher Pro- gression von Jahr zu Jahr, und die Eingeborenen werden wohlhabend, werden kaufkräftige Abnehmer für die russischen eben aus dieser selben turkestanischen Baumwolle hergestellten Manufakturwaren und andere Erzeugnisse der russischen Fabrikindustrie. Etwas Ähnliches muß auch das Ziel bei der Erschließung türkischer Landesteile durch die Bagdadbahn sein. Das nordwestliche Mesopotamien und die angrenzenden Teile Syriens sind im Altertum eines der bedeutendsten Zentren der Baumwollen- knltur gewesen; sie sind es auch bis ziemlich ties ins arabische Mittelalter hinein ge- blieben, und vereinzelte praktische Erfahrungen, die heute uoch gemacht werden, beweisen ebenso wie schriftliche Nachrichten aus früherer Zeit, daß der Boden und das Klima der Landstriche z. B. am Belich und Chabur der Baumwollenstaude außerordentlich zusagen. Gegenwärtig sind es zwei Gründe, die nicht nur die Baumwollenkultur, sondern jede Nutzung des Bodens überhaupt in gleicher Weise verhindern: die Unsicherheit und der Mangel an Verkehrsmitteln. Eins wie das andere wird vor der Eisenbahn weichen. Hat der mesopotamische Bauer erst die Sicherheit, daß seine Ernte ihm nicht von den Arabern der Steppe oder kurdischen Plünderern aus dem nördlichen und östlichen Berglande geraubt wird, daß er sein Produkt, soviel er davon über den eigenen Bedarf hinaus erzeugt, an sichere Abnehmer verkaufen kann, so wird er von selber wieder in die Steppe hinaus- ziehen und Baumwolle längs den Flüssen pflanzen, die sie durchziehen; gleich seinen Vorfahren vor 700 und vor Taufenden von Jahren. Selbstverständlich werden es meist fremde Kapitalien sein müssen, die eine solche Entwicklung anbahnen helfen, denn ohne finanzielle Unterstützung wird die Baumwollenkultur iu Meso- potamien eine rasche und gedeihliche Ausbreitung nicht nehmen können und die türkische Kapitalkraft wird allein dazu nicht ausreichen. Nicht deutsche Bauern, wohl aber deutsches Geld müssen den Boden Mesopotamiens in weitestem Maßstabe
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