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1. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 54

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
54 Asien. wesentlichen durchaus auf den: Ackerbau, auf den: Getreidereichtum und der hierdurch bedingten Volksdichte beruhte. Die Untersuchung darüber, w e l ch e n Stand materieller K u l t u r e u t w i ck l u u g das heutige B a g d a d b a h n g e b i e t im A l t e r t n m besessen hat, ist daher eine der wichtigsten, die überhaupt angestellt werden können, wenn wir die Frage nach der Wiedererweckung dessen, was dort einst war, beantworten wollen. — Wir müssen im Gebiet der Bagdadbahn und ganz besonders in dem meso potamifch-babylonifchen Strom lande beachten, daß es dort zwei grundverschiedene Arten von Kulturland gibt. Die eine Art ist v o m Regen bewässertes Land; die andere bedarf zur Hervorbringung irgendwelcher Früchte in jedem Falle künstlicher Bewässerung vermittelst fließenden Wassers. Unzweifel- haft ist ein viel größerer Teil Mesopotamiens, als man gewöhnlich bisher anzu nehmen geneigt war, im Altertum und während des früheren Mittelalters, d. h. bis ins achte und zehnte Jahrhundert, bebaut und besiedelt gewesen, und ich habe als Resultat aller darauf verwandten Studien gefunden, daß in der äußeren N a t n r seit jener Zeit keinerlei Umstände eingetreten sind, aus denen m an genötigt wäre, zu folgern, jene blühenden Zustände ließen sich heute nicht mehr durch geeignete Maßnahmen herstellen. Daß diese Tatsache, die Nichtände- rnng des Klimas in historischer Zeit, von entscheidender Wichtigkeit für die Be siedelnngs- und Kultivierungsfrage ist, braucht wohl nicht erst besonders hervor gehoben zu werdeu. Während heutzutage sich nur noch eine ganz schmale Kulturzone vom Rande des iranischen Hochlandes östlich Mossnl längs des Tigris und des sogenannten Tur Abdin westwärts über den Euphrat hinüber bis nach Nordsyrien hineinzieht, eine Zone, die so schmal ist, daß sie öfters fast vollkommen von der „Wüste" unterbrochen wird, war der ganze nördliche und nordwestliche Teil Mesopotamiens, dazu das ganze im engeren Sinne assyrische Gebiet, d. h. das Dreieck zwischen dem Tigris, den: untern Sab und dem Hochlande, schon um das Jahr 1090 v. Chr. so dicht be völkert, wie wahrscheinlich nur uoch ganz wenige Teile der damals besiedelten Welt. Nur das Alluvialland am Unterlauf der großen Ströme mag schon zu jener Zeit eine noch stärkere Bevölkerung ernährt haben. Bei dem Zustande, in den: sich Mesopotamien nach Menschenzahl, Reichtum und Anbau heutigestags befindet, wäre es sowohl für den Besitzer, der es verteidigt, als auch für den Prätendenten, der es erstrebt, eine Torheit, so viel Blut um das Land zu vergießen, denn es ist zu mehr als neun Zehnteln eine Wüste, in der nichts wächst außer dürrem Steppenkraut, und wo noch keine Viertelmillion seßhafter Einwohner und einige Zehntausende armseliger Beduinen leben. Und dennoch bedürste es auch heute keiner weiteren Veränderung, als der politischen Sicherheit für den Ackerbauer, damit der Pflug wiederum wie vor 1000 und 2000 und wohl auch 3000 und 4000 Jahren über die tiefgründige braune Ackererde geht und
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