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1. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 70

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
70 Asien. ihre Verteidigungswerke nur gegen die Seeseite zu richten braucht, aber auch den Nachteil, daß sich nicht Binnen-Landwege, vor allem Eisenbahnen, anschließen lassen. Ihr Hinterland ist in erster Linie die Küste, nicht das Binnenland. Soll sie sich selbst erhalten, so ist sie daher daraus angewiesen, den Mittelpunkt eines ausgedehnten Seeverkehrs zu bilden. Sie muß eine ausnehmend gute Lage haben, um als Brennpunkt für das Zusammenströmen der Exporte und das möglichst vielseitige Ausstrahlen der Importe zu dienen. Anders verhält es sich mit einer festländischen Station. Diese hat zwei Ge- sichter, eines nach der See und eines nach dem Binnenland gerichtet. Nach der ersteren Richtung kann sie, wie Schanghai zeigt, die Funktionen der Jnselstation im wesentlichen ausüben, indem viele Waren zur See nach ihr gebracht werden, nm zum Teil wieder zur See, entlang der Küste und nach Gegengestaden, ver- teilt zu werden. Bei der Richtung nach der Binnenseite kommt es darauf an, daß sich ein ausgedehntes Hinterland darbietet, welches ergiebig an Gegenständen der Ausfuhr und aufnahmefähig für solche der Einfuhr ist, und daß der Trans- Port der Handelsgüter bis in große Fernen leicht und billig geschehen kann. We- sentlich ist es, daß die Lage des Ortes im Brennpunkt der durch den Verkehr zu erzielenden Bewegung vollkommen genug sei, um keinem anderen Ort den Vorrang zu gestatten. Bei oberflächlicher Betrachtung möchte es scheinen, daß entlang einer durch 181/2 Breitegrade sich erstreckenden Küste, die in einem großen Teil ungemein reich an Meeresbuchten ist und das volkreichste aller Länder begrenzt, ein Ort, der allen diesen Bedingungen entspricht, leicht zu finden sein sollte. Und doch hat es sich gezeigt, daß es nur einen gab. Und dieser ist Kiautschou. Fast allgemein war in den nun vergangenen Jahrzehnten die Meinung dahin gerichtet, es müsse ein Stützpunkt an den vegetationsreichen und landschaftlich schönen Küsten des südlichen China gesucht werden. Es sind, um nur die in den Tagesblättern viel genannten und von autoritativer Seite empfohlenen Plätze anzuführen, besonders Formosa, die Inseln bei Amoy und die Bucht vou Samsah, nörd- lich von Fntschon, vorgeschlagen worden. Allein mit dem Besitz von Formosa hätte man ganz andere Ziele verbinden müssen. Es wäre mit seinen drei Millionen Einwohnern schwierig zu verwalten und zu beherrschen, hat keinen guten Hasen, ist von den wichtigeren Plätzen von China weit entfernt und würde ein kostbarer und unsicherer Besitz sein. Die in Betracht gezogenen Ortean der Südküste aber entsprechen sämtlich keiner der geforderten Be- dingungen. Wenn somit bei ernstlicher Erwägung das südliche China ganz außer Betracht bleiben mußte, so war auch das Gebiet der Mugtszemündnngen ausgeschlossen, da hier das internationale Schanghai alle Funktionen eines Emporinms ausübt, und die Tschusau-Juseln, abgesehen davon, daß eine Niederlassung heute, selbst mit Aufwand großer Kosten, kaum noch zu der Bedeutung gebracht werden könnte, die sie früher leicht hätte erringen können, aus politischen Gründen nicht in Frage
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