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1. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 74

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
74 Asien. aus den vielen in späteren Kapiteln zu beschreibenden heraus. Wenn man auf demselben Weg, dem wir vorher vom Meere auswärts folgten1), den Westrand des 1500 bis 1800 m hohen zweiten Plateaus von Shansi erreicht, so bietet sich ein überraschender Anblick. Das Auge schweift über eine ganz allmähliche Ab- dachung, die sich mit einer Neigung von nicht mehr als 2 Fuß aus 100 Fuß Länge bis nach der 28 geographische Meilen entfernten, an: Fönn-Ho gelegenen Stadt Ping-yang-fn hinabzieht. Bei so geringer Abdachung verliert das Auge die Fähigkeit, Höhendifferenzen zu schätzen, und man ahnt nicht, daß die ferne Ein- senknng gegen 1000 m tiefer liegt als unser Standpunkt. Jenseits steigt das Terrain wieder allmählich an, und am fernen westlichen Horizont erheben sich die gerundeten Formen von Hügeln, welche ebenfalls zu mehr als 1500 m aufragen und das mul- denförmige Becken im Westen begrenzen. Als ich diesen Anblick im Mai 1870 genoß, hatte eine lange, anhaltende Dürre das Aufkommen der Saaten vollkom- men verhindert. Der Boden war kahl und einförmig gelb; wie ein Wüstensand lag das sonst so srnchtbare Tal vor mir. Man glaubte bei der klaren Atmosphäre jede Unebenheit des Bodens wahrnehmen zu müssen. Allein, einige in unmittel- barer Nähe gelegene Schluchten abgerechnet, erschien die Oberfläche so gleich- mäßig, daß man meinte, ein Regiment Kavallerie müsse in: Flug über die weite Fläche hineilen können. Noch oft erhielt ich diesen Eindruck später, wenn ich Löß- mulden von einem hohen Standpunkt übersah. Und doch ist jede derselben, und so auch die von Ping-yang-fu, so unzugänglich, daß selbst der Fußgänger verloren ist, wenn er sich nicht an die gebahnten Wege hält. Die Schwierigkeiten des Fort- kommens sind dann größer, als wenn man sich unter Felsen und Klippen befindet. Dies rührt von den tiefen Kanälen her, welche sich das Wasser im Löß gräbt. Ping-yang-su liegt in einem rings geschlossenen flachen Becken, dessen breiter Boden im Zentrum aus Seeablagerungen besteht. Die letzten Wände, mit denen der Löß nach demselben absällt, sind daher nicht hoch. Wandert man aber an einem der Nebenflüsse des Fönn ho aufwärts,so steigen die einschließenden gelbenmauern höher und höher an, da jeder Wasserlauf ein viel geringeres Gefäll hat als die Oberfläche des Löß, in dem er eingeschnitten ist. Bald erheben sie sich unver- mittelt aus dem Boden des Flußbettes zu mehreren Fuß Höhe; über ihrem Stirn- rand aber steigt der Boden noch höher in Terrassen auf, die sich mehr und mehr von dem Fluß entfernen. Etwas weiter hin kommt unter spitzem Winkel eine zweite Schlucht herein, welche sich ein Zufluß des ersten Baches gegraben hat. Gehen wir in ihr hinaus, so vereinigen sich bald mit ihr andere Schluchten von rechts und links, kleinere und größere, und in jeder derselben, wenn wir sie verfolgen, kommen wir zu neuen Rissen, und jeder von diesen wiederum verzweigt sich gegen den Oberlauf mehr und mehr. Bald stehen wir in einem Labyrinth von Schluchten. Steigen wir zu ihren letzten Anfängen hinan, so finden wir die meisten schon an ihrer Ursprungsstelle als Risse von 30—50 Fuß Tiese, bei einer Breite von oft i) Vom Golf von Tshlli nach Westen zu. — D. H.
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