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1. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 110

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
110 Afrika. die beste Grundlage für ein Aufkeimen der Kultur und für die starke Ausfuhr von Landeserzeugnissen auf der Ugandabahn. Im allgemeinen sind aber nur wenige Bantustämme zu einigen: Wohlstande gelangt, weil sie wie ihre Volksgenossen in Kamerun in eine Unzahl kleiner und kleinster politischer Gemeinschaften zersplittert sind, die gegen überall drohende äußere Feinde zu schwach waren und ihnen keinen nachhaltigen Widerstand zu leisten vermochten. Die Wadschagga z. B. teilen sich in 37 meist orographifch abgegrenzte Miniaturstaaten. Aus diesem Grunde wählten die arabischen Sklaven Händler und die kriegerischen Grenzvölker Deutsch-Ostafrika mit Vorliebe znin Ziel ihrer Raub- und Eroberungszüge. Hieraus erklärt sich wohl auch die dünne Besiedlung des ungeheueru Gebietes, das unter jenen Menschenjagden außer- ordentlich zu leiden hatte. Denn der hohe Gewinn, der mit dein Sklaven- und Elfenbeinhandel verbunden war, reizte zu immer weiterer Ausdehnung der Raub - züge, zu welchem Zwecke die Araber 1846 als binnenländischen Hauptstützpunkt Tabora gründeten. Manche Stämme wurden ganz, andere größtenteils aus- gerottet, und der früher allgemein herrschenden Unsicherheit entspricht es, daß die Siedlungen vielfach einen festungsartigen Charakter tragen. Entweder baute man die Häuser im Tembestil^), oder man verschanzte sich hinter Wall und Graben, hinter Holzpalisadeu und lebenden Dornbuschhecken in sogenannten Bomas, innerhalb deren die Lehm- und Fachwerkhütten mit ihren flachen oder kegel- förmigen Dächern errichtet wurden. Die Wadschagga und Wapare haben sich in schwer zugängliche Gebirge, andere in Pfahlbaudörfer zurückgezogen, und das verachtete, schnmtzige Jägervolk der den Massai ähnelnden Wandorobbo, das zersplittert unter andern Stämmen haust, hielt es für geraten, zu den Sie- gern in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis zu treten. Die erobernden Völker sind von Norden und Süden her so tief eingedrungen, daß sie sich stellenweise berühren, und der furchtbare Ruf, der insbesondere den Massai- und Sulu- stammen vorausging, veranlaßte viele von Haus aus friedliche Völkerschaften, es ihnen gleichzutun. Sie paßten sich in Kleidung und Lebensweise den Gewohnheiten der Eroberer so vollständig an, daß sie von ihnen fast gar nicht mehr zu unterscheiden sind und gänzlich in deren unstetes Freibeuter- leben hineingezogen wurden. Tatsächlich gelang es ihnen durch diese Nach- äffung, die ihnen nach Friedrich Ratzels Vorschlag den Namen Massai- und Suluassen eingebracht hat, daß sie ebenfalls Furcht und Schrecken unter den Nachbarn verbreiteten und dadurch schon von vornherein den Erfolg auf ihrer Seite hatten. Die ältesten Einwanderer hamitischen Ursprungs sind die wahrscheinlich den Galla verwandten ackerbautreibenden Wafiomi. Zu ihnen gesellen sich die ebenfalls hamitischen, aber teilweise stark mit Elementen der Nilvölker und mit x) Die Temben sind große rechteckige Lehmhäuser, die bei plötzlichen Überfällen mit Vor- teil als Festungen benutzt werden können.
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