1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Wütschke, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
31. Grönländische Eisberge und ihre Formen.
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sie in die umgebenden Meere hinaus. Trotz der schnellen Abschmelznng, welcher
vom Wasser bespültes Eis unterliegt, können die mächtigen Kolosse sich im Meer
lange schwimmend erhalten und treiben in bestimmten Driften an den Küsten
Grönlands von Norden nach Süden, und dann weit über Kap Farvel hinaus^
so daß sie auf der Neu-Fundland-Bank unter 45° u. Br. noch häufig getroffen
werden und auch weiter über den 40° n. Br. nach Süden ziehend, den
transatlantischen Dampferlinien Gefahren bringen.
Die Eisberge entstehen in der ganzen Erstrecknng der beiden grönländi-
schen Felsenküsten; aber diejenigen, welche aus der Umgebung Grönlands
nach Süden hinabtreiben, haben ihren Ursprung entweder an dem nördlichen
Teil der Westküste, von der Disko-Bucht an bis zum Smith-Suud, oder an
dem südlichen Teil der Ostküste, etwa bis zum 68° u. Br. nach Norden hinauf.
Der südliche Teil der Westküste hat wohl auch eine Reihe von Fjorden, in
welche Eisströme münden, doch sind dieselben nicht so breit, wie weiter im Norden;
ihre Eisberge sind deshalb von geringeren Abmessungen und können sich nicht so
lange im Meer erhalten. Der nördliche Teil der Ostküste von Scoresby-Sund
an bildet zahlreiche Berge, er kann dieselben aber nicht in das offene Meer hinaus-
senden, weil eine Untiefe, die sich an der Küste entlang zieht, gerade den großen
Bergen den Ausweg versperrt. Dieselben bleiben deshalb dort den inneren Teilen
der Fjorde erhalten^), während sie in dem südlichen Teil der Ostküste nach den
Schilderungen von G. Holm^) unmittelbar an der Außenküste entstehen und mit
der nordsüdlichen Strömung bis Kap Farvel treiben. Dort biegen sie um die
Südspitze Grönlands herum und vereinigen sich mit der Eisbergdrift, welche
von dem nördlichen Teil der Westküste herkommt, um nuu nach Süden zu
wandern. Der Zug von Eisbergen, welcher weit hinabgeht, kommt mithin
aus der Davis-Straße und der Baffin-Bai, also aus den Meeren an der
Westküste Grönlands her, ohne ausschließlich dieser letzteren selbst zu ent-
stammen.
Das Gebiet der drei großen Buchten des nördlichen Teils der Westküste
ist aber jedenfalls in hervorragendem Maße an der Bildung der Eisberg-
driften des Meeres beteiligt, wie auch der Umstand lehrt, daß die Zahl der
Eisberge sich außerordentlich steigert, sowie man den Polarkreis überschritten
hat und sich dem Ausgang der Disko-Bucht nähert. Es gibt von der Disko-
Bucht an bis zum Smith-Sund keinen Teil der Westküste Grönlands, in
welchem nicht eine große Menge von Eisbergen entsteht. Die Produktivität
der einzelnen Stellen ist zwar eine verschiedene; aber dadurch, daß die
Küstenstrecken entweder eine größere Anzahl von Bildungsstelleu besitzen, die
im einzelnen eine nach Zeiten schwankende, in der Gesamtheit jedoch stetige
Tätigkeit entwickeln, wie in Uperniviks-Land, oder daß sie von einem einzigen
x) Die zweite deutsche Nordpolarfahrt, Leipzig 1874, S. 679, Meddelelser om Grön-
land Xix. S. 184 ff.
2) Meddelelser om Grönland Ix und X.