1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Wütschke, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Deutsches Reich.
lassen. Die auf diesen Spalten zirkulierenden Bergwasser lösten die im Kon-
takthos der Granite ausgeschiedenen Mineralien und Erze vielfach auf, um sie
an anderen Orten wieder abzusetzen, und so geht der Harzer Bergbau den erz-
erfüllten Spalten nach, die in ganz verschiedenen Zeiten entstanden sind.
Der Oberharz, westlich des Brocken, wird von zahlreichen Erzgängen durch-
setzt, welche annähernd ostwestlich verlaufen, zun: Teil aber nach Westnordwesten
abgelenkt worden sind. Sie scharen sich besonders in der Umgebung von Klausthal,
Wildemann, Bockswiese und Hahnenklee. Ein zweites, engumschriebenes Gang-
revier, dessen Hauptspalten sich wie ein „Andreaskreuz" anordnen, gab St. An-
dreasberg den Ursprung. Kleinere Gänge folgen südlich davon bis gegen Lauter-
berg, während eine 16 km lange Spalte von Andreasberg nordnordwestlich im
Odertal und am Oderteich entlang gegen das Okertal zieht.
Im Unterharz sind die Gangzüge nieist von kürzerer Erstrecknng und weniger
regelmäßigem Verlauf und haben auch nirgends einen ergiebigeren Bergbau
veranlaßt.
Als im Diluvium die nordischen Eisdecken herannahten, setzte sich ihnen der
Harz als feste Bastion entgegen und zwang sie, ihn im Westen wie im Osten zu
umfließen. Nur die niedrigen Höhen des Unterharzes wurden von den Eisdecken
überschritten, und so verfolgen wir die Grenze der erratischen Blöcke von Suderode
um den Granit der Viktorshöhe hemm über Siptenfelde, dann die Josephshöhe
umkreisend bis nahe nach Stolberg. Dann dringt aber der große Eislappen bis
Nordhausen und Mühlhausen so weit nach Westen vor, daß der Oberharz zu
drei Vierteln rings vom Eis umgeben gewesen sein muß. Keiu Wunder, daß die
nordischen Tiere das eisfreie Felsenland in zahlreichen Rudeln belebten, daß
wir die Reste von diluvialen Gemsen und Steinböcken, Eisbären und Mammuten
gerade hier so häufig finden. Eine wichtige Rolle in der Geschichte der Geologie
spielt besonders die Einhornhöhle bei Scharzfeld am Südharz. Die dort gefun-
denen Knochen von Urstieren und Stoßzähnen des Manunuts wurden von dem
Philosophen Leibuiz zu einem, den vergleichend-anatomisch geschulten Blick höchst
seltsam anmutenden Skelett zusammengestellt, indem auf einem Rinderschädel
der Elesauteustoßzahn als Einhorn aufgesetzt, die Rückenwirbel mit ventral
gerichteten Dornfortsätzen aneinandergereiht und statt des Beckens ein ab-
gerollter Fußknochen des Elefanten eingefügt wurde.
47. Das sächsische Bauernhaus.
Von Richard Andres^).
Wir besitzen in Deutschland eine Reihe mehr oder minder gut voneinander
geschiedener volkstümlicher Bauarten, die neuerdings der Gegenstand eifriger
Untersuchung sowohl von seiten der Architekten als der Ethnographen geworden
*) Braunschweiger Volkskunde. 2. Aufl. Braunschweig, Friedrich Vieweg und Sohn,
1901, S. 149 ff. — Mit Erlaubnis des Herrn Rechtsanwalts R. Andres.