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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 76

1890 - Gotha : Behrend
76 Bilder aus Ost-Europa. Burian (Gestrüpp) der Steppe sehr bemerklich. Er wird mannshoch oder noch viel höher und nimmt ebenfalls oft große Flächen ein. Das Vieh frißt ihn in der Regel nicht. Nur im Juli und August, wenn alle andern Kräuter vertrocknen, benagt es auch seine Blätter. Als- dann wird alle Milch und Butter in der Steppe unschmackhaft und bitter. Unter den Wermut mischt sich gern „das Steppenlicht", „die Königskerze" deren Blätter jedes Vieh unberührt läßt, und die daher immer Gelegenheit erhält, sich völlig zu entwickeln, alle ihre gelb leuchtenden Blumen zu entfalten, sie auf klafterhohen Stengeln als Leuchter aufzustecken und sie im Herbste gewöhnlich eine nach der andern abzubrennen. Auch der wilde Klee, die 1 bis 2 m hohe Schafgarbe, die wilden Pastinaken, der wilde Hans, die Wolfsmilch, die Gehlrübe und viele andere werden zum Burian gerechnet. Der Steppenteppich ist äußerst grob gewebt, ohne alle übersehbare, bunte und wohlgefällige Mischung. Der Reisende wird es daher nirgend inne, daß die Steppe noch so viele Pflanzenarten nährt, da er gewöhnlich nnr drei bis vier Arten von ihnen im Besitze des Bodens sieht, oft gar nur eine. Ein paar Werste weit sieht man, wie schon erwähnt, nichts als Wermut und Wermut, wieder ein paar Werste nichts als Wicken, einige Werste Königskerzen, einige Werste Steinklee, eine Station lang nickendes Seidenkraut, eines Mittagsfchlafeslänge Salbei und Lavendel, einen Horizontkreis voll mit Tulpen, ein Resedabeet von 16 km im Umkreise, ganze Thäler mit Kümmel und Krauseminze, unbegrenzte Bergrücken mit Windhexe und sechs Tagereisen mit ver- trockneten Grashalmen. 3. Zur Verbesserung des Graswuchses wird das Abbrennen der politischen Steppe, vorgenommen Mitunter gerät aber auch die Steppe im Sommer durch einen Zufall iu Brand oder wird böswillig angezündet. Die zufälligen Brände gehen zuweilen außerordentlich weit, 30 bis 60, ja bis 1000 Werfte und noch mehr und richten dann oft viel Unglück au. Nicht nur einzelne Gehöfte, sondern auch ganze Dörfer, die mitten im Steppengrase liegen und nur von ihren Heu- und Strohhaufen umgeben sind, vernichten sie. Ein solcher wilder Brand schreitet bald langsamer, bald schneller vor, je nach der Stärke der Richtung des Windes und je nach der Beschaffenheit des Grases, das er auf seinem Wege findet. Kommt die Flamme in hohe Unkraut- oder Dornenwälder, fo wütet sie hier in gewaltiger Unruhe, und die Flammen schlagen hin und her hoch empor, bis sie alles eingeäschert haben und weiter wandern. In tausend Legionen von Flammen er- gießt sich der Strom in rasendem Tanze über die Flur, immer die leicht entzündlichen Grashauseu fast ohne Dampf vernichtend, hinterher zieht sich ein dampfender Feuernachtrab, der das niedrigere Gras nachholt. An Thälern und Wegen postieren sich oft Menschen, die dem Toben des wilden Elements Einhalt thun wollen, verbreitern den Weg
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