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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 80

1890 - Gotha : Behrend
80 Bilder aus Ost-Europa. Auf den Äckern gebraucht man dazu großartige Mordinstrumente, ins- besondere Walzen und Dornschleifen. Die Walzen, wenn es nicht sehr schwere steinerne sind, sind von geringer Wirkung. Die Dornschleifen aber richtet man so ein: Man bindet an einen 3 m langen Baum- stamm so viele und große Dornbüsche, als daran sitzen mögen, beschwert dann den langen Schweif mit Steinen und Balken, spannt zwei Pferde vor, und dann geht's über den Acker hin und her. Die Heuschrecken werden dabei nicht nur gedrückt, wie beim Walzen, sondern auch gerollt und geschleift und um so sicherer umgebracht. Natürlich ist bei diesem Verfahren nicht mehr daran zu denken, die Frucht zu retten. Allein man sorgt doch für den Nachbar und fürs nächste Jahr, da die Heu- schrecken sich dadurch mindern und am Eierlegen gehindert werden. Die Heuschrecken wissen, daß sich in den Gürten der Dörfer vieles findet, was ihnen besonders mundet. Sie erkennen dieselben von weitem und lassen sich daher bei den Dörfern vorzugsweise nieder. Man kann sich denken, in welchen Schrecken und in welche Beängstigung ein solch armes, von einem Henschreckenschwarm überfalleues Dorf gerät. Alles wie bei einem Schneeflockengestöber von gierigen kleinen Ungetümen um- hüllt und umschwärmt! Himmel und Erde verschwinden! Die Dächer, die Mauern, der Boden sind mit krabbelnden Geschöpfen bedeckt, und die Luft ist unermeßbar tief damit erfüllt! Alles rauscht, klappert, zischt und schnurrt! Man muß alle Thore und Öffnungen verschließen und verstopfen; denn sie fallen in Massen in die Schornsteine hinein und schlagen wie Hagel an die Thüren und Feuster. Mehrere Male strömte ein solches Heuschreckenheer in die Stadt Odessa herein und bedeckte Dächer, Straßen und öffentliche Plätze. Da fiel es zappelnd und Zuckend in die Töpfe der Küchen, lebendig und zischelnd auf die Korn- böden und Hausräume und flatterte in Ungetümen Gestalten und schreck- haften Figuren in die eleganten Zimmer der Reichen. Ist nun ein Heuschreckeuschwarm so in das Dorf selbst und seine Gürten eingedrungen, so löst sich die ganze Verbindung der Treiber auf, und jeder eilt mit seinen Kindern und Knechten in seine Wein- und Gemüsegärten, das Eigene zu retten, jagt und scheucht, soviel er kann, — die Kinder führen diesen kleinen Krieg am besten, — und unterhält kleine Feuer um die Beete, Bäume und Pflanzen herum, die man vor- zugsweise gerne schützen möchte. Vieles wird verjagt oder getötet, das meiste aber bleibt, wütet und frißt. Es giebt in den südrussischen Steppen hauptsächlich zwei Arten von Wanderheuschrecken, eine kleine 4 cm lange und eine große von 51/2 cm Länge. — Die Speisen der Heuschrecken bilden alle grünen Blätter, welche auf der Flur oder in den Gärten wachsen, und ebenso .alle grünen, weichen Zweige, die nicht allzu holzig sind, das Gras der Steppe, die Blätter der Bäume, selbst die oberen Enden der weichen Wurzeln. Ihre Freßgier verschont gar nichts, macht die Schilfrohre und Maisstämme zu Stumpfen und die grünenden Sommerbäume zu Winterbanm-Gerippen.
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