Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 103

1890 - Gotha : Behrend
Die heutigen Türken und Griechen. 103 Es ist ein gewisser chevaleresker Stolz, der sich nie Armut dünken laßt. Die türkischen Großgrundbesitzer, der alte Fendal-Adel oder, wie er noch heute heißt, die Dere-Beys, haben einen Troß von Leuteu an sich hängen, die ihnen stets das bar einlaufende Geld, mit dem sie schon ohnehin nicht umzugehen wissen, auf jede Weise klein machen. Bei jeder Gelegenheit, bei Beschneidungen, Hochzeiten oder sonstigen seier- wichen Vorkommnissen, hält sich nun der Dere-Bey, der immer den Mauz seines Hauses hochhält, ihn oft in seiner Jugend noch gekannt, .zur Repräsentation verpflichtet. Da giebt es denn 3—4 Tage öffentliche Feste und Gelage, Ringkämpfe, Rennen, Seiltänzer, Musik u. dgl. Das Geld dazu wird vom Griechen oder Armenier geliehen zu 24—36 Procent. Zum Rückzahlen kommt es nie, und so wird nach und nach das Gut verkauft, natürlich in christliche Hände, denn wo hätte ein Türke, wenn er nicht in hohem Staatsdienst ist, Geld zum -Kaufen? 2. Der Halbmond sinkt, das griechische Kreuz steigt! Leider läßt sich über den Charakter der Neugriechen und ihre Befähigung für Kulturaufgaben auch kein günstiges Urteil fällen. Obgleich der Grieche lebendig, gewandt und mit vielen Anlagen ausgestattet ist, ist er doch listig, falsch und lügnerisch. Dem äugen- blicklichen Vorteile alles aufopfernd, denkt er nicht an die Zukunft; fein aufloderndes Feuer schlägt jeder Unglücksfall nieder, und im Glücke ist er aufgebläht und hochmütig; er ist wankelmütig, zänkisch und Hab- gierig, dabei in so hohem Grade eitel und aufgeblasen auf die Berühmt- heit seiner Vorfahren, daß es gar oft ins Lächerlichste fällt. Hierzu gesellen sich noch die Laster des Verrats, der Undankbarkeit und der Grausamkeit Seit der Anwesenheit der Deutschen und sonstigen Fremden sind die Frauen, namentlich in den Städten, bei weitem nicht mehr so schüchtern und zurückgezogen wie ehemals; nur die der geringeren Klasse beobachten immer noch die alte Sitte, sich in ihre Wohnungen einzusperren. Die Nationaltracht der Frauen ist in allen Provinzen und auf allen Inseln verschieden. Was die Männer betrifft, so stndet man unter ihnen, wenn auch nicht immer schöne, doch selten unangenehme, oft aber edle Gestalten. Sie tragen den Kopf hoch, den Körper gerade, mehr nach hinten als nach vorne übergebeugt. Ihre Haltung ist frei, ihr Betragen gewandt und ihr Gang leicht. Ihre Tracht ist schön und erinnert lebhaft an jene des Altertums; bei ihrer Schönheit ist sie gewöhnlich so reich und so sehr mit Gold- und Silberstickereien überladen, daß nicht selten eine einzige Kleidung eines vornehmen Griechen auf mehrere tausend Drachmen kommt. Bei aller Pracht der Kleidung sind doch die Griechen im allgemeinen, besonders aber in den niederen Ständen, sehr unreinlich, wodurch sehr vieles Ungeziefer erzeugt wird. Ein ge- meiner Grieche ohne Ungeziefer ist eine ebenso große Seltenheit als ein Grieche ohne Eigennutz und Falsch.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer