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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 132

1890 - Gotha : Behrend
132 Silber aus Süd-Europa. Menge vorhanden ist, kommt doch selten ein gutes Stück Fleisch auf den Tisch. Brei aus Maismehl und Wasser spielt, wie überhaupt in den südlichen Ländern, auch hier eine Rolle. Als besondere Leckerbissen werden gebackene Schnecken angesehen. Bei der Bereitung der Speisen kommt viel Paprika zur Verwendung. Außer Branntwein wird viel ein- heimischer Wein getrunken, den der Rumäne mit Wasser vermischt ge- meßt. Auf die Zubereitung desselben wird jedoch viel zu wenig Sorg- falt verwendet, weshalb er sich nicht über ein Jahr hält und manchmal so wenig Farbe hat, daß er hell wie Brunnenwasser aussieht. Immer wird, wenn man in einer rumänischen Familie seinen Besuch macht, die Cigarette angeboten. Auch Damen rauchen solche und verstehen sie eben- so geschickt zu drehen wie die Männer. Unter den kirchlichen Festen wird das Osterfest besonders glänzend gefeiert. Man bereitet sich darauf durch ein sechswöchentliches Fasten vor, spricht aber nachher schon am ersten Tage des Festes den langenlbehrten Genüssen in so unmäßiger Weise zu, daß am zweiten Feiertage fast jedem übel zu Mute ist. Die Rumänen sind in geistiger Beziehung ein gut beaulagtes, ein- sichtiges Volk, dem aber die rechte Ausdauer und Gründlichkeit abgeht. Unter den Kansleuteu Rumäniens gelten die Griechen als besonders gewandt und schlau. Die Handwerker sind in den meisten Fällen Deut- sche. Sie würden sich viel besser stehen, wenn nicht unter der ver- mögenden und gebildeten Klasse des Volkes die Unsitte bestände, Möbel, Kleider, Wagen und dergl. aus Paris, Wien und Pest kommen zu lassen. Tausende von Zigeunern sind im Lande ansässig und leben in Dörfern beisammen. Noch immer setzen sich alle Musikbanden des Landes vor- wiegend aus Zigeuueru zusammen. Mit einem gewissen Stolze spricht der Rumäne von der Hauptstadt seines Landes, die seit 1881 eine königliche Residenz ist. Bukarest liegt in einer weiten Ebene an dem schmutzigen Flusse Dimbowitza. Die Stadt ist so umfangreich wie Berlin, hat etwa 180 000 Ein- wohner, die in 16 000 Häusern wohnen und 140 griechische, römische, evangelisch-lntherische und jüdische Kirchen besuchen. Ähnliche Zahlen- Verhältnisse findet man selten. Besteigen wir den Hügel, auf welchem die Metropolit au- Kirche sich erhebt, Bukarest weithin überragend. Von hier ans wird die Stadt am häufigsten aufgenommen, denn nirgends gewährt sie ein schöneres Bild. Es ist ein eigentümlicher Anblick, reizend in Fülle und Mannigfaltigkeit. Prächtige Paläste, ein weites Häusermeer, einen Fluß, welcher sich hindurchzieht, großartige Kirchen, alles das haben die Hauptstädte unserer civilisierten Länder auch aufzuweisen, und wir haben diesen zusammengedrängten Massen, in denen kein Einzelbild sich sondert und doch auch keine künstlerische Idee das zusammengeschobene Chaos beherrscht, niemals Interesse abgewinnen können. In der Schöpfung von Bukarest waltete aber nicht die Notwendigkeit und die Spekulation, sondern Neigung und Lauue. Mit dem Räume ist nirgends gespart worden — weit genug dehnen sich ja ringsum die Steppen. Hier entstand ein Palast, dort eine Hütte; hier wurde ein
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