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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 173

1890 - Gotha : Behrend
Rom. 173 War die Leiche, in Leintücher gehüllt, in das neue Felsengrab gelegt, so wurde dieses mit Backsteinen oder einer Marmorplatte sorg- fällig geschlossen. Auf diese schließenden Steine wurden gewöhnlich die künstlich ineinander geschlungenen griechischen Anfangsbuchstaben des Namens Christi, X und P *), und der Name des Verstorbenen nebst sinnbildlichen Zeichen, wie Herz, Anker, Fisch, Taube eingegraben, um die Ruhestätte den Überlebenden kenntlich zu machen. Die Grüber der Märtyrer aber bezeichnete ein in die Grabplatte oder den Kalk einge- schnittener Palmzweig, oder noch häusiger ein mit Blut gefülltes Ge- süß, das in das Grab oder in eine kleine Nische neben oder unter das- selbe gestellt wurde. Oft befinden sich in den Katakomben unter einem Gange eins bis fünf andere, tiefer liegende, in welche eine Stiege hinabführt, und welche außerdem mit der obern Gallerie und mit- einander dnrch Lnftlöcher in Verbindung stehen. Wie lang die Gänge sämtlicher Katakomben sein würden, wenn man sie aneinander reihte, läßt sich nicht mit Sicherheit berechnen, weil immer noch ein bedeuten- der Teil verschüttet liegt oder doch unzugänglich geworden ist. Unge- heuer groß aber muß die Länge derselben sein; denn sie sollen an sieben Millionen Gräber enthalten, und nach einer Berechnung würden sämt- lkche Katakombengallerien, ihrer Länge nach aneinander gereiht, eine mutmaßliche Ausdehnung von etwa 140 Myriametern haben. Nach einer Inschrift in der Kirche St. Sebastian, von der man in die Kata- komben gelangt, beläuft sich die Zahl der Märtyrer, deren Leichname allein in den miteinander verbundenen Katakomben St. Sebastian und St. Callistus beigesetzt wurden, ans 170 000 — ein laut sprechender Beweis von dem Glaubensmute der ersten christlichen Kirche im Heid- nischen Rom. Die einzelnen Gräber sind von verschiedener Ausdehnung, je nachdem sie für Kinder oder Erwachsene, für eine oder mehrere Leichen bestimmt waren. Zuweilen befindet sich über dem Grabe eme oft mit Gemälden geschmückte Nische, die dann nach nuten hin durch eine wagrecht liegende Platte, welche das Grab bedeckt, abgeschlossen wird. Diese Gräber nannte mau wegen ihres bogenförmigen Uberbaues Areosolia^). Reichere Christen ließen sich eigene Grabkapellen aushöhlen und ausschmücken. Auch für manche Märtyrer wurden solche Grabgemächer hergerichtet. Sie dienten zugleich bei außerordentliche»? Gelegenheiten oder Veran- lassungen zur Feier der heiligen Geheimnisse; daher die spätere Sitte, über solchen Grabkapelleu, die dann als unterirdische Krypten ***) dienten, in welchen der Hauptaltar über dem Grabe des Märtyrers errichtet wurde; ferner der bis auf den heutigen Tag in der katholischen Kirche fort- dauernde Gebrauch, iu den Altartifch Reliquien von Heiligen einzuschließen. *) Ch und Rho; diese wurden in mehrfach verschiedener Weise zu einem Namenszuge verbunden, welcher zugleich die Gestalt des Kreuzes darstellte. **) Vgl. arcus und solium (Sarg). ***) Eigeutl. unterirdische Gewölbe (Grüfte); hier wird auf die Sitte hingedeutet, unter dem Hauptaltare einer Kirche eine unterirdische Kapelle anzulegen und dahin die Gebeine des Hauptheiligen der Kirche zu bringen.
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