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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 180

1890 - Gotha : Behrend
180 Bilder aus Süd-Europa. Neapels aus, der Kirche San Francesco a Paola. Diese Nachbildung des Pantheon zu Rom dient eigentlich nur zur Verschöueruug der Piazzareale; und wie weit die Kirche davon entfernt ist, auf religiöse Würde Anspruch zu macheu, kann man iu ihrer Arkade sehen, in welche Verkaufsläden mit eleganten Firmen eingebaut sind, in denen Klaviere verkauft und gespielt werden. Nirgend ragen also in Neapel die Kirchen hervor, welche doch in jeder andern Stadt Italiens die Hauptarchitekturen sind; nur der schlanke Turm der Maria del Carmiue ist es allein, welcher sich vom Mercato her bemerklich macht. Auch die Paläste, nebst den Kirchen die ansehnlichsten Bauten in italienischen Städten, verlieren sich in der Unendlichkeit der Häuser, umbaut und eingeengt, als große zum Teil geschmacklose Massen, oder selbst, wenn sie durch Majestät imponieren könnten, wie der stolze, burgartige Palast Maddaloue, sind sie nicht recht genießbar, weil sie eben nicht frei genug stehen. So springt nirgend das Mittelalter in die Augen, überall der moderne Charakter. Wer nur in dem Sinn des architektonisch Ausfallenden Neapel betrachtet, wird endlich finden, daß sich am meisten bemerklich machen die reizenden Villen und Kasinos ans den Hügeln, die Arsenale und Hafenbauten, das königliche Schloß und vor allem andern die drei großen Kastelle. Überall treten sie in dem Totalbilde Neapels als die wesentlichen Glieder der großen Stadt hervor. Hoch auf dem Vomero thront über gauz Neapel das schöue Kastell San Elmo, unendlich malerisch gelegen und von bezaubernder Schönheit in der Morgen- und Abendbeleuchtung; in den Golf hinein stehen die Kastelle dell' Ovo und Kastell Nuovo, prächtige, bizarre, doch erust drohende Massen aus grauem Tuff, herrlich von Farbe, seltsam, wie besonders das erste durch die runde Gestalt, und von überraschender Wirkung in ihrer unge- wöhnlichen, stumpfen Architektur. So wird das wilde, feurige Roß Neapel gezügelt. Es war mir nicht gestattet, das Innere des Kastell dell' Ovo zu betreten. Es gehört zu den ältesten Gebäuden Neapels, da es schon dem Lncnllus deu Ursprung verdanken soll. Ter Kaiser Friedrich Ii. vollendete das Schloß im Jahre 1221, nicht ahnend, daß es einst der trostlose Kerker seiner letzten Nachkommen sein würde. Denn nach der unglücklichen Schlacht bei Benevent, in welcher der König Manfred Reich und Leben verlor, sehte man iu jenes Kastell, welches damals Jsola del Salvadore hieß, seine Gemahlin Helena und seine junge Tochter Beatrix gefangen. Helena starb bald darauf vor Gram, Beatrix schmachtete achtzehu Jahre lang in dem Gefängnisse. Ihre Befreiung verdankte sie der sicilianischen Vesper. Es war am 5. Juui 1284, als die Sicilianer die berühmte Seeschlacht im Angesicht von Neapel schlugen, unter dem Befehl des großen Admirals Rnggiero^) Loria. Karls von Anjou Tochter schaute der Schlacht vou den Zinnen des Kastells zu, *) Rüdiger.
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