1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1s2 Bilder aus Süd-Europa.
zum Berkauf von Sauta Lucia in die Stadt; andere sieht man sehr oft
in der Gegend des Arsenals, oder wo sonst etwas gezimmert wird, wobei
es Späne giebt, auch am Meere, welches Reiser und kleines Holz aus-
wirst, beschäftigt, sogar die kleinsten Stückchen in Körbchen aufzulesen.
Kiuder von einigen Jahren, die nur auf der Erde so hinkriechen, in
Gesellschaft älterer Knaben von fünf bis sechs Jahren, befassen sich mit
diesem kleinen Gewerbe. Sie gehen nachher mit dem Körbchen tiefer in
die Stadt und setzen sich mit ihren kleinen Holzportionen gleichsam zu
Markte. _ Der Handwerker, der kleine Bürger kauft es ihnen ab, brennt
es auf seinem Dreifuß zu Kohlen, um sich daran zu erwärmen, oder ver-
braucht es in seiner sparsamen Küche.
Andere Kinder tragen das Wasser der Schwefelquellen, welches be-
sonders im Frühjahre sehr stark getruukeu wird, zum Verkauf herum.
Andere suchen einen kleinen Gewinn, indem sie Obst, gesponnenen Honig,
Kuchen und Zuckerware einkaufen und wieder als kindliche Handelsleute
den übrigen Kindern anbieten und verkaufen, allenfalls nur um ihren
Teil daran umsonst zu haben. Es ist wirklich artig anzusehen, wie ein
solcher Juuge, dessen ganzer Kram und Gerätschaft in einem Brett und
Messer besteht, eine Wassermelone oder einen halben gebratenen Kürbis
herumträgt, wie sich um ihn eine Schar Kiuder versammelt, wie er sein
Brett niedersetzt und die Frucht in kleine Stücke zu zerteilen anfängt.
Die Käufer spannen sehr ernsthaft, ob sie auch für ihr klein Stückchen
Kupfergeld genug erhalten sollen, und der kleine Handelsmann traktiert
gegen die Begierigen die Sache ebenso bedächtig, damit er ja nicht um
ein Stückchen betrogen werde. Ich bin überzeugt, daß mau bei längerem
Aufenthalt noch manche Beispiele solches kindlichen Erwerbes sammeln
könnte.
Eine sehr große Anzahl von Menschen, teils mittleren Alters, teils
Knaben, welche meistenteils sehr schlecht gekleidet sind, beschäftigen sich,
das Kehricht ans Eseln aus der Stadt zu bringen. Das nächste Feld
um Neapel ist uur eiu Kücheugarten, und es ist eine Freude zu sehen,
welche uusägliche Menge von Küchengewächsen alle Markttage hereinge-
schafft wird, und wie die Industrie der Menschen sogleich die überflüssigen,
von der Köchin verworfenen Teile wieder in die Felder bringt, um deu
Zirkel der Vegetation zu beschleunigen. Bei der unglaublichen Konsumtion
von Gemüse machen wirklich die Strünke und Blätter von Blumenkohl,
Broeeoli, Artischocken, Kohl, Salat, Knoblauch einen großen Teil des
neapolitanischen Kehrichts aus; diesem wird denn auch besonders nach-
gestrebt. Zwei große, biegsame Körbe hängen auf dem Rücken eines
Esels und werden nicht allein ganz vollgefüllt, sondern noch auf jeden
mit besonderer Kunst ein Haufen aufgetürmt. Kein Garten kann ohne
einen solchen Esel bestehen. Ein Knecht, ein Knabe, manchmal der Patron
selbst eilen des Tags so oft als möglich nach der Stadt, die ihnen zu
allen Stunden eine reiche Schatzgrube ist- Man hat mir versichert, daß
ein paar solche Leute, die sich zusammenthun, sich einen Esel kaufen und
einem' größern Besitzer'ein Stückchen Krautland abpachten, durch an-
haltenden Fleiß in dem glücklichen Klima, in welchem die Vegetation