1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
186 Bilder aus Süd-Europa.
werden, wo Rosinen, Melonen und Feigen aufgesetzt sind, erfreuen das
Auge auf das allerangenehmste. Die Eßwaren hängen in Guirlanden
über die Straße hinüber, große Paternoster von vergoldeten, mit roten
Bändern geschnürten Würsten, welsche Hähne, welche alle eine rote Fahne
unter dem Bürzel stecken haben. Man versicherte, daß deren dreißig-
tausend verkauft worden, ohne die zu rechnen, welche die Leute im Hanse
gemästet hatten. Außer diesem werden noch eine Menge Esel, mit grüner
Ware, Kapaunen und jungen Lämmern beladen, durch die Stadt und
über den Markt getrieben, und die Haufen Eier, welche man hier und
da sieht, sind so groß, daß man sich ihrer niemals so viel beisammen
gedacht hat.
Was die Mehl- und Milchspeisen betrifft, welche unsere Köchinnen
so mannigfaltig zu bereiten wissen, so ist für jenes Volk, das sich in der-
gleichen Dingen gerne furz faßt und keine wohleingerichtete Küche hat,
doppelt gesorgt. Die Maecaroni, ein zarter, stark durchgearbeiteter,
gekochter, in gewisse Gestalten gepreßter Teig von feinem Mehle, find
von allen Sorten überall um ein geringes zu haben. Sie werden
meistens nur in Wasser abgekocht, und der geriebene Käse schmälzt und
würzt zugleich die Schüssel. In abgelegeneren Straßen sind die Back-
Werksverfertiger mit ihren Pfannen voll siedenden Öls, besonders an
Festtagen, beschäftigt, Fische und Backwerk einem jeden nach seinem
Verlangen sogleich zu bereiten. Gregovorws und Goethe.
9. Pompeji.
Unter der Herrschaft der römischen Kaiser war Pompeji eine blühende
Stadt. Der Vesuv galt für erloschen, und nur hin und wieder snchte
ein Erdbebeu das Land heim. Der Berg war bis zu seinem Gipfel hin
mit Laubwald bewachsen, ringsumher bebaut und sehr fruchtbar.
Aber am 24. August des Jahres 79 uach Christi Geburt brach er
plötzlich mit fürchterlicher Gewalt aus. Nach drei Tagen, als die Sonne
wieder den Tag erhellte, waren die blühenden Städte Pompeji und
Herknlannm, die geringere Stadt Stabiä und einige kleinere Ortschaften
vom Erdboden verschwunden, versenkt in ein dunkles Grab von Steinen,
Asche und Schlamm.
Mehr als sechzehn Jahrhunderte lang lag Pompeji in Asche
begraben und war vergessen. Im Jahre 1748 nach Christi Geburt bear-
beiteten hier einige Bauern einen Weinberg und stießen dabei ans altes
Gemäuer. Als sie weiter gruben, fanden sie eine Anzahl altertümlicher
Gegenstände, und seitdem hat sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf die
Nachgrabungen iu Pompeji und Herknlannm gerichtet und nicht mehr
davon abgewendet. Die Stadt Pompeji ist bis jetzt zu einem Drittel
ihrer Größe vollständig bloßgelegt. Es fand sich, daß die Stadt
21—25 Fuß tief verschüttet war. Man fand kleine Bimssteine von
Erbsengröße bis zu 2 und 3 Zoll im Durchmesser auf dem Straßeu-
Pflaster und auf den Fußbödeu der Zimmer. Darüber lag dann eine
Aschenschicht, welche mit gewaltigen Wassermassen zusammengefallen sich