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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 199

1890 - Gotha : Behrend
Der Vesuv. 199 ereilt, so z. B. einige junge Damen, einen Arzt und einen Studenten. Manche werden halbverbrannt unter lautem Jammeru in's Hospital ge- tragen. Viele sind von kundigen Führern gerettet worden, als sie, von der Lava anscheinend ganz umzingelt, schon an jedem Auswege ver- zweifelten. Während all dieses Elend von dem Donner des Vulkans begleitet wird, während Luft und Erde erzittern, während ein dicker, grauer Staub und die himmelhohe Rauchwolke das Licht des Tages verdunkeln, mehrt sich das Gewühl und das Gewimmel der Menschen. Die Flüchtigen wachsen zu großen Scharen an. Die Eisenbahn befördert Menschen und Gepäck nach Neapel; Omnibusse und anderes Fuhrwerk werden in Gang gesetzt; die Schiffe der königlichen Flotte eilen in die Häfen von Portici und Torre, um Hülfe zu bringen. Behörden von Neapel haben eine Geldsumme dargegeben, sie haben Hospitäler und Notwohnungen einge- richten lassen. Der König und die Minister sind von Rom herbei- gekommen, um die Rettung und Unterstützung der Armen zu überwachen und zu fördern. Die Gefangenen von Portici und anderen bedrohten Städten müffen nach Neapel transportiert werden. Geistliche, Mönche und Nonnen mischen sich unter die Unglücklichen, um ihnen Trost zu spenden. Prozessionen ziehen einher; die Frauen lassen ihre schwarzen Haare herabwallen, die ernsten Priester schreiten voran mit dem schwarzen Kreuze, indem sie schauerliche Sterbe- und Bußlieder anstimmen. Da- zwischen treiben Hirten ihre Herden vorüber, welche Angstlaute aus- stoßen. Es ist ein unbeschreibliches Durcheinander von phantastischen Bildern der Not, des Schreckens, der tobenden Naturkräfte, der Barmherzigkeit. Wie schwach und elend erscheint der Mensch vor diesen unbezwinglichen Gewalten der Natur! Inzwischen ist der Abend hereingebrochen. Jetzt erscheint die Rauch- Wolke wie Feuer, und die Lava wirft einen Glutschein über den dnnkeln Himmel. Sie ist im Laufe des Tages angeschwollen. Sie hat die Mauern und Häuser von San Sebastians durchbrochen; der ganze Ort geht in Flammen auf und bildet eine einzige weithin leuchtende Fener- iusel. Bei Massa Vefnviana ist der Lavastrom sechs Meter hoch und tausend Meter breit; die Stadt brennt und muß gänzlich untergehen. Auch Resina und Portici sind in Gefahr. Vier Hauptströme der Lava kann man bemerken, sie legen sich wie ein höllischer Glutmantel um die Bergseiten und setzen immer noch ihren verderblichen Weg fort. Wann und wo werden sie stehen bleiben? Und wenn sie es thun, und wenn der Krater sich verstopft, kann nicht ein Erdbeben darauf eintreten und uoch viel mehr Unheil bringen? Ich kehre nach Neapel zurück und finde das Volk verzagt und ent- setzt, es flüchtet zu seinen Heiligen. An ihren Standbildern klettern Knaben empor und drücken Orangenblüten und Rosensträucher in ihre Hände. Man zündet ihnen Wachskerzen an, man schreit zu ihnen um Hülfe. Die Häuser bebeu fort und fort, an Schlaf ist in dieser Nacht
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