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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 211

1890 - Gotha : Behrend
Das mittelländische Meer. 211 Hier, lieber Leser, lege ich die Feder hin; ich kann nicht weiter beschreiben; ich kann nur hinsinken und anbeten, und ich bin überzeugt, auch du würdest, wärest du ein Augenzeuge dieses unbeschreiblich großen und rührenden Auftritts gewesen, bei der bloßen Erinnerung daran dein Antlitz verhüllen und in Thränen der Freude, des Entzückens und der Anbetung zerfließen. Alles schien nns ein Zauber zu sein, und wir konnten uns kaum überzeugeu, daß wir noch auf Erden wären. Unsere an so erhabene Gegenstände nicht gewöhnten Sinne waren betäubt und verwirrt; erst nach einiger Zeit fanden wir uns vermögend, sie von einander zu unterscheiden und sie einzeln zu betrachten. Zwischen uns und der Sonne, die aus dem Meere zu steigen schien, lagen unermeßliche Flüchen von See und Land; die liparischen, panarischen, alikudischeu Inseln und Strombolo und Volcano lagen mit ihren rauchenden Gipfeln unter unfern Füßen; auf ganz Sizilien sahen wir wie auf eine Landkarte hinab, und wir konnten jeden Fluß in allen seinen Krümmungen, von seiner Quelle an bis zur Mündung verfolgen. Die Aussicht war auf allen Seiten schlechterdings unbegrenzt; kein einziger Gegenstand im ganzen Gesichtskreise, der sie unterbrechen konnte; das Auge verlor sich allenthalben im Unermeßlichen, und ich bin versichert, nur die Unvollkommenheit unserer Sehkraft war schuld daran, daß wir die Küsten von Afrika, ja sogar die von Griechen- land, nicht entdeckten. Denn beide mußten jetzt notwendig über unserm Gesichtskreise liegen. Der schönste Teil des Schauplatzes ist unstreitig der Berg selbst und die Insel Sizilien samt der dazu gehörigen Menge kleinerer Inseln. Alle diese Inseln schienen durch eine Art Zaubertäuschung ganz hart vm Fuße des Ätna zu liegen und ihn gleichsam einzufassen, so daß ihre Entfernung nicht zu bemerken war. Goethe und Campe. 14. Das mittelländische Meer. Dieses enge Becken, an dessen Rande ägyptische, phönizische und griechische Völker zu einem hohen Glänze der Kultur erblühten, ist der Ausgangspunkt der wichtigsten Weltbegebenheiten, der Kolonisierung großer Länderstrecken von Afrika und Asien, der nautischen Unter- nehmungen gewesen, durch welche eine ganze westliche Erdhälfte ent- hüllt worden ist. Das Mittelmeer dringt tiefer in das Land als irgend ein anderer Busen des atlantischen Oceans. Seine Wogen branden an drei Erd- teile; sie bespülen den Fuß der Alpeu, des Hümus, der Pyrenäen, des Atlas, des Kaukasus und die Gestade der pontischen Steppen. Es flutet als Grenzscheide zwischen zwei in jeder Beziehung unähnlichen Erdteilen, Europa und Afrika, und im Osten erhebt sich das asiatische Festland als seine Schranke. Ganz richtig wurde es schon von Geo- graphen des Altertums als ein „vielgestaltetes" bezeichnet. Seine 14*
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