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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 220

1890 - Gotha : Behrend
220 Bilder aus Süd-Europa. dings macht sie da und dort rasche, schmale und tiefe Biegungen und es scheint nicht, als od eine so seltsame Begrenzung eine Folge all- mählichen Eingriffes und Vordringens oder Rncfweichens sei. Hier fehlt auch eiue Zwischen- oder Übergangszone, wie sie ans der spanischen Seite sich nachweisen läßt. Die Scheidelinie ist schroff; die Namen der Dörfer und Weiler auf der Grenze sind entweder rein baskisch oder rein bearnisch. und es giebt nur einige wenige Ausnahmen von dieser Regel; Broca kennt nur drei Dörfer im obern Teile des Thales von Manlson: Tnrdets, Moutory und Licq. In diesen drei Dörfern, welche nur wenige Kilometer von einander entfernt liegen, besteht ein Teil der Einwohner aus Bearuern, und diese reden das bearnische Patois neben dem baskischen. So ist es schou seit langer Zeit, und man sieht, daß unter dieser geteilten Bevölkerung das Bearnische keine Fortschritte macht. Da nun eine Übergangszone fehlt, so kann man mit Bestimmtheit annehmen, daß die Greuze zwischeu dem Baskischeu und dem Bearnischen seit lange stationär ist, und seit Menschengedenken kennt man auch keinen Ort, wo die eine Sprache an die Stelle der andern getreten wäre. Wie aber kommt es, daß hier kein Sprachgemisch stattgefunden hat? Die Kämpfe und Streitigkeiten, welche früher eine Scheidewand zwischen beiden Volkstümlichkeiten zogen, haben schon seit langer Zeit aufgehört. Beide uuterhalteu gute Nachbarschaft und verkehren nnab- lässig mit einander, gehören demselben Staatswesen an, und doch sind sie heute wie im Mittelalter durch die Sprache getrennt; beide Idiome halten streng die Scheidelinie fest, ihre Grenze bleibt unverrückt, wäh- rend auf der spanischen Seite das Baskische zurückweicht. Beides erklärt sich leicht. In Spanien erfährt das Baskische den unmittelbaren Druck der sehr ausgebildeten castilianischen Amtssprache, — in Frankreich nicht; hier ist das Idiom, mit welchem es in Be- rührnng kommt, weder Amts- noch Litteratursprache, sondern ein altes Patois ohne Expansivkraft, das allmählich dem Erlöschen entgegengeht. Es liegt also kein Grund vor, daß hier das eine Idiom das andere verdränge; beide bleiben gleich stationär, sind gleich schwach und werden durch das Französische bedroht, welches sie im Fortgange der Zeit absorbieren wird. Das Frauzösische ist die Sprache, welche der Baske zu erlernen hat, das liegt in seinem Interesse; wer eine Schule be- sucht, wird in derselben unterrichtet; wer auf einige Bildung Anspruch macht, versteht oder redet sie mehr oder weniger gelänsig. Jede Stadt, jeder Flecken ist und wird ein Mittelpunkt für ihre Verbreitung, und es wird gewiß die Zeit kommen, wo man Baskisch nur in abgelegenen Weilern und schwer zugänglichen Thälern zu höreu bekommt. Und anch dort wird es verschwinden, allmählich in Abgang kommen: hier rascher, dort langsamer; aber verschwinden wird es unter den gleichen Einwirkungen von außen her. Vielleicht geht das bearnische Patois noch früher zu Ende als das baskische, und dann wird das Französische unmittelbar ans das Baskische drücken, dasselbe allmählich gegen Süden
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