1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus West-Europa.
eine Breite von 30 m erreichen, die aber gleichwohl ein Wächter
durch eine leichte Kurbeldrehung zu schließen vermag.
In den Docks entledigen sich die Schisse der verschiedenartigsten
Waren. Hier sind Bauhölzer aus der Ostsee und aus Nordamerika
aufgestapelt; dort nehmen Speicher von 6 Stock Höhe Baumwolle,
Farbehölzer und Tabake auf. Nach diesen Docks führt man Schiffe,
die mit Kaffee, Thee und Reis, mit nordamerikanischem Weizen be-
laden sind, nach jenen solche, die Eisen- und Thonwaren oder eng-
lische Steinkohle herbeibringen. Die Einfuhr aus Amerika in den
Mersey ist großartig. An Baumwolle allein werden 300 Millionen
Kilogramm eingeführt. Vor allem hat aber die Einfuhr des Weizens
eine ungeahnte Ausdehnung angenommen, so daß dafür besondere Docks
eingerichtet werden mußten. Die größten derselben sind die Waterloo-
Docks. 14 große Häuser, von denen jedes 10 Stock hoch ist, umgeben
dieses Dock auf drei Seiteu. Durch eine Dampfmaschine werden über-
all Hebe- und Druckwerke in Bewegung gesetzt. Diese entladen die
Schiffe, indem sie den Weizen gleichsam in die Keller hineinsaugen und
dann in die einzelnen Stockwerke des Gebäudes überführen. Mit Hilfe
diefer Vorrichtungen, die zum Teil sehr zusammengesetzt sind, ist man
im stände, binnen einer Stunde 50000 kg aus dem Schiffe in die
Speicher zu schaffen. Dabei ergießt sich ein Weizenstrom auf eiu
breites Band von Guttapercha, welches sich gleich einer „Schnur ohue
Ende" bewegt. Mit Staunen sieht man die dahinschwindende Getreide-
masse, welche ruhig und sicher im Speicher ankommt, ohne daß ein
einziges Korn abspringt. Die Docks sind die große, von Jahr zu Jahr
mächtiger sprudelnde Quelle von Liverpools wachsendem Reichtnme.
Durch sie ist die Stadt an dem Mersey der zweitgrößte Hasen der
Welt geworden, ihre Handelsfürsten (Merchant Princes) verfügen über
kaum abzuschätzende Mittel; ihre Einwohner finden reichlichen Lohn für
ihre Arbeit. Mit seiner Tochterstadt Birkenhead ist Liverpool unter
dem Bette des Mersey durch einen Tuunel von 18/4 km Länge ver-
bunden. Grube und Heutschel u. Märkel,
6. Eddystone.
Am Eingange des Hafens von Plymouth erhebt sich der scharfe
Grat einer Klippe, die beständig von Wogen umbraust ist und ihre
Zacken noch weithin unter der Fläche erstreckt, so daß das Einlaufen
der Schiffe nicht nur beschwerlich, sondern bei stürmischem Wetter sogar
unmöglich wird. Die Brandung ist hier so fürchterlich, daß sie mit
keiner andern an den europäischen Küsten verglichen werden kann.
Hier einen Leuchtturm zu errichten, der dem mit Nacht und Wellen
kämpfenden Schiffer ein rettender Stern würde, war schon oft Gegen-
stand sehr ernster Beratungen gewesen; aber es scheiterten alle Ent-
würfe und Vorschläge an der Unbezähmbarkeit des Elements. Selbst
wenn man bei ruhigem Wetter nach den Felfen segelte, die ungefähr
sechs Meilen vom Lande entfernt sind, mußte mau sich überzeugen,