Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 348

1890 - Gotha : Behrend
348 Bilder aus Nord-Europa. und meinte, die Engländer hätten dabei auf den Berg von Sägespänen gesehen, die sich allerdings im Abendrot sehr schön ausnehmen müssen. Der Trollhätta ist ein Modeort geworden, und allerdings verdient dies fein poetischer Name. In alten Zeiten, als der hohe Forst noch zu beiden Seiten sich erhob, mag die feierliche Stille wunderbar ge- wirkt haben. Majestätisch an sich ist der vielfach gezackte und geteilte Fall nicht. Fast von keinem Punkte hat man einen imposanten Über- blick des ganzen Sturzes. Dagegen bleibt das Wasser- und Farbenspiel des ersten Kataraktes eine merkwürdige Erscheinung. Es ist mehr ein kochender Strndel als ein Fall. Hier schießt eine mächtige grüne Welle senkrecht wie eine Felswand hinab, und kaum handbreit getrennt erhebt sich parallel mit ihr zischend eine weiße Schaumwelle, und dem Auge dünkt, es müsse die Reibung Feuer geben. So brausen und wechseln und umarmen sich Schneeschaum und Metallgüsse, bis alles ein großer überkochender Kessel wird und das verwirrte Auge Ruhe sucht vor dem tollen Schauspiel einer ewig dauernden Gärung. Auch die komische Phantasie ist geschäftig. Der Lachs, der in übermütiger Laune diese Strudel aufsucht, bildet noch jetzt hier das tägliche Brot der Fremden. Dünkte mich doch in den rot geschieferten Granitfelsen, die aus dem Sturz vorragen, das rötliche Scheibenfleisch des Lachses zu erblicken. Bon dem Trollhättakanal erwarte man aus meiner skizzierenden Feder keine Beschreibung. Geraten doch selbst dem Eingeweihten selten Schilderungen der Maschinen. Ein ungeheures Werk, dessen Idee mehr als die bildliche Anschauung Staunen erregt. Und doch stelle man sich unten an den Götaelf und schaue den Granitberg hinauf, wie eine kleine Flotte in sieben Etagen dnrch acht Schleusen hinabgleitet, von der mit dem Wenersee parallelen Höhe in das Elfthal und vom Elf- thal in das Meer, so verwandelt sich der Gedanke in Poesie. Es ist kein Kanal, gestochen durch einen Granitberg, sondern das Werk einer ungeheuren Berechnung, durch welche der Berg selbst verschwindet und die Höhe mit der Meer-Ebeue gleich wird. Der Gedanke lebte jähr- hundertelang, erst das unsere sah die Vollendung. Die einzelnen Kanäle und Schleusen gewähren ebenso wenig als der Katarakt einen großartigen Anblick; sie scheinen klein und eng im Vergleich mit dem Umfange des ganzen Werkes. Schweden in Bohnslän, nach Norwegens Grenze zu, ist nicht jenes hohe Nordland mit Tannenforsten und jähen Klippen, wie es sich die Phantasie gern vorstellt. Überraschend sind sür den Fremden diese Fels- kuppen an Felskuppen, dieses matte Sonnenlicht, wie es die Wiesen dazwischen mit ewigem Abendschein erleuchtet, die hölzernen Balken- Häuser, alle rot angestrichen, dieser beständige Wechsel zwischen Thal und Hügel. Aber bald tritt der Charakter trauriger Einförmigkeit heraus. „Schweden ist eine häßliche Schweiz," sagte ein geistreicher Kritiker, aber wohl zu scharf. „Eine Schweiz,' sagte ein anderer, „wo man die Gletscher fortgefchnitten und die tiefen Thäler ausgefüllt hat." Daran erinnern die rnnden Felskuppen, welche nie aus dem Auge ver-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer