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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 358

1890 - Gotha : Behrend
358 Bilder aus Nord-Europa. ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hier- her kommt, sagte mir einer, thnt es natürlich des Gewinnes wegen. Ist man aber ansäßig, so kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab, was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen, wandern nicht nach Hammerfest; es sind nur solche, die es erwerben wollen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso innig wie der Lappe seine Renntieralpen oder der Grönländer seine Eis- buchten. 3. Wir haben Hammerfest verlassen, das nördlichste Städtchen der Welt, wo es die nördlichsten Bäume giebt, das nördlichste Birken- Wäldchen, Stämme, nur noch so dick wie ein kräftiger Spazierstock. Nun geht es fort durch öde arktische Natur, durch kahle Felsen und Schnee. Als wir am Abend auf Deck zusammensaßen, entstand eine unbeschreibliche Aufregung. Längst fuhren wir an der Küste der Insel Maggerö entlang, nun aber tauchte kühn, trotzig, gewaltig, im Norden die Spitze hinausstreckend ins offene Eismeer, ein mächtiger Felsen auf, alle andern überragend, und die breite Brust bietet der hohe Fels den Wellen des Eismeeres. Die Wogen brechen herein und stürmen an, aber des Nordlands kühnster Felsen bietet ihnen zuerst die Stirn und trotzt dem ewigen Zerstörungswerke als vorgeschobener Posten des alten Erdteils. Wir sind am Nordkap. Geschäftiges Leben herrscht aus dem Schiff, geschäftiges, aufgeregtes Leben in der Gesellschaft. Die Mann- schast hat viel zu thun. Der Anker wird am Nordkap geworfen. Die kleinen Kanonen am Bord werden geladen, und die Salutschüsse hallen von den Felsen, an denen die Eismeerwellen sich brechen, wieder. Die Rettungsböte werden klar gemacht — dieses Mal zu dem Harm- losen Zweck, uns Passagiere zum Fuße des Nordkap zu bringen, und, 27 Personen stark, schifft sich die Gesellschaft auf den kleinen Böten ein, um am Kap zu landen. Freilich macht uns vorweg die Frage- Sorge, wie der Gipfel zu erreichen wäre. Beinahe senkrecht sehen wir den Nordkapfelsen sich erheben, und doch zeigen uns die Steuer- leute dort hinauf, an dem gradlinig abfallenden Schnee vorbei, den Weg. Da geht's nun an ein gemsenartiges Klettern. Es war ein erstaunliches Bild, diese 27 Personen starke Klettergesellschaft am Felfen hängend, am Schnee entlang klimmend, halb in der Luft schwebend, schier senkrecht übereinander zu sehen. Nur um Himmelswillen keinen Blick zurück! Dort unten liegt unser gutes Schiff, wie aus einer Spielzeugschachtel genommen, dort unten breitet sich endlos das Meer, und steil geht's hinab. Wer sich umwendet, der wahre sich, daß der Schwindel ihn nicht erfaßt und kopfüber hinabzieht. Es sind schier unbeschreibliche Pfade, auf denen wir aufwärts klimmen. Es kommt der Moment, wo wir an fast senkrechter Stelle mit Händen und Füßen uns in das Erdreich hineingearbeitet haben und nun ziemlich hilflos am Felsen hängen. Der herabgereichte Stock
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